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Vater hochgeliebten Töchter. Nie fühlte er sich glücklicher
als in ihrer Umgebung.
Karls Körper war der Ausdruck seiner Seele, mäch¬
tig, kräftig, von ansehnlicher Größe. Das große Helle Auge,
die etwas lange Nase, das offene heitere Gesicht, der feste
Schritt, die sichere Haltung erhöheten die Hoheit seiner
Gestalt, und der etwas gebeugte Rücken schadete ihr nur
wenig. In seinen frühem Jahren hatte er sich stets der
besten Gesundheit zu erfreuen; erst im Alter, wenig Jahre
vor seinem Tode, beschlichen ihn bisweilen böse Fieber, und
zuletzt hinkte er auch etwas auf dem einen Fuße. Durch
Reiten und Jagen hatte er seinen Körper so abgehärtet,
daß er keiner Stärkung bedurfte; doch liebte Karl den Ge¬
brauch der Bader, und vielleicht bewog ihn das, seinen Sitz
zu Aachen zu nehmen, wo der warmen Quellen so viele
sind.
In der Kleidung war Kaiser Karl so einfach als in
seinen Sitten. Nur wenig entfernte er sich von dem Anzug
der Bessern im Volke. Für gewöhnlich trug er über einem
leinenen Hemde leinene Beinkleider und einen leinenen Nock
mit einer seidnen Einfassung, und statt der Strümpfe Bin¬
den um die Beine. An den Füßen hatte er lederne Schuhe,
und über dem Rücken hing, wenn er ausging, ein sehr
langer Mantel. Ein Fuchs- oder Fischotterpelz bedeckte im
Winter Brust und Schulter, und an seiner linken Seite
hing ein großes Schwert mit silbernem oder goldnem Griffe.
Bei Feierlichkeiten war sein Gewand mit Gold durchwirkt
und die Fußbedeckung mit Edelsteinen besetzt. Eine goldne
Spange befestigte seinen Mantel, und das Diadem war
mit Gold und edeln Steinen geschmückt.
Seine Mäßigung in Speise und Trank war groß. Für
gewöhnlich kamen nicht mehr als fünf Gerichte auf seine
Tafel, und selten trank er mehr als drei Glaser Wein, ob
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