mit gelehrten Männern. Ein andrer solcher Mann war Paul
Warnefried, der longobardische Geschichtschreiber, der,
wie ich schon erzählt habe, wegen einer Verschwörung, zum
Besten des entthronten Königs Desiderius, beide Augen
und beide Hände verlieren sollte. Auch Peter von Pisa,
Reinhulf, Angibert und Eginhard, Karls Geheim¬
schreiber, gehörten unter ihre Zahl. In dem Umgänge mit
diesen Männern begab sich Kaiser Karl aller Hoheit. Er
errichtete mit ihnen eine gelehrte Gesellschaft, in der man
sich über wissenschaftliche Gegenstände besprach, und jeder
führte seinen besondern Namen in diesem Verein. Karl
z. B. hieß David, Alcuin Flaccus, ein Dritter Home-
rus. Gewisse Stunden des Tags waren von Karin aus¬
schließend dem Studiren und der Bildung seines Geistes
gewidmet, und er hatte sich zu diesem Behuf eine schöne
Büchersammlung angelegt. Nicht geringeren Gefallen fand
er an den schönen Künsten, besonders an der Baukunst und
der Bildhauerei, deßwegen ließ er auch eine Anzahl der
schönsten alten Kunstwerke der Griechen und Römer nach
seiner lieben Stadt Aachen bringen. Hier entwarf er auch
eigenhändig die Risse zu seinen Gebäuden, berechnete ren
Aufwand, und hielt die Arbeiter unter eigner Aufsicht. Um
Ackerbau, Handwerke und Künste empor zu bringen, erwarb
er sich die genauste praktische Kenntniß von allen Beschäf¬
tigungen des gemeinen Lebens.
Karls Fürsorge erstreckte sich in manchen Dingen bis
auf das Kleinste. So verordnet er z. B., wie viel Stück
Eier auf seinen Meierhöfen verkauft werden sollten. Ueber-
haupt zeugen seine Verordnungen über die Verwaltung der
'königlichen Meierhöfe von seiner hausväterlichen Genauigkeit,
seiner edeln Sparsamkeit, seiner Klugheit. Sie athmen ei¬
nen ruhigen, stillen Sinn, dem auch das Geringste nicht
entgeht.