§. 55. Judäa. 
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der heidnischen Welt zu verflechten, und durch ehrgeizige Übergriffe, 
verbunden mit dem Mißbrauch ihrer Privilegien, zogen sie ihrer Na¬ 
tion zum Theil selbst die Verfolgungen zu, die über sie kamen. Schon 
unter dem vierten Ptolemäer mußten die Inden wegen eines Auf¬ 
ruhrs schwere Strafe erleiden. Späterhin, durch die Gunst des 
Königs Antiochus des Großen geschmeichelt, suchten sie sich 
den gebildeten Heiden in Sprache, Gesittung und 
Freidenkerei gleichzustellen, und giengen so weit, daß sie 
unter dem syrischen Könige Antiochus Ep ip hnnes sogar heid¬ 
nische Schauspiele in Jerusalem einführten und sich in 
den niedrigsten Lüsten wälzten. Die Strafe des Gottes, den sie 
verachteten, blieb nicht aus. Der syrische Despot, der den Plan 
hatte, eine gewisse Einheit (Uniformität) in seinem Reiche einzu¬ 
führen, wobei ihm die strenge Eigenthümlichkeit der jüdischen Re¬ 
ligion im Wege war, kam auf einem Heereszuge gegen Ägypten 
nach Jerusalem, entweihte und plünderte den Tempel, und erließ 
nachher ein Gebot zur Ausrottung der jüdischen Reli¬ 
gion. Ja er zwang ihnen den Cultus griechischer Göt¬ 
ter auf und wer ihnen nicht opferte, wurde mit dem Tode bestraft. 
In dieser Verfolgungszeit fielen alle, die mit ihrem Leben und Herzen 
ohnedieß schon von Gott gewichen waren, schaarenwcisc zu den Götzen ab, 
während die treuen Bekenner (nach Macc. 6. u. 7) den standhaftesten 
Märtyrertod starben oder sich in Höhlen flüchteten. 
Aber eben diese Verfolgung mußte dazu dienen, Judäa von 
der Pestluft heidnischer Unsitte zu reinigen und den 
erlöschenden Jehov ah glaub en auf's neue anzufachen. Denn in 
der Kraft dieses Glaubens erhub sich 
167 die Priesterfamilic der Maceabäer oder Hasmonäer, nämlich 
Mattathias mit feinen fünf heldenmüthigen Söhnen, zum glück¬ 
lichen Widerstand. Seinem Sohne Judas Maeeabäus gelang 
es, die Macht der Syrer zurückzuschlagen, den Gottesdienst wie- 
derherzustellcn und sogar einen Frieden von den Syrern zu erzwin¬ 
gen. Da er aber nach politischer Unabhängigkeit trachtete und deß- 
halb die Syrer auf's Reue den Krieg begannen, kam Judas auf 
den unseligen Gedanken, bei den Römern Hülfe zu suchen. 
Dadurch verwandelte sich der Glaubenskampf in ein
	        
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