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§. 1. Die Schöpfung und der Fall.
Himmel und Erde oder die Welt. Diese ist nicht etwa ein
notwendiger oder ewiger Ausfluß seines Wesens, das dadurch an
Vollkommenheit gewonnen hätte. Auch schuf er sie nicht aus einem
ewigen Urstoff; sie gieng überhaupt nicht aus einer Naturursache
hervor, sondern sie entstand durch einen Act seines freien göttlichen
Willens, der eben die Natur und ihre Ursächlichkeit erst begründete.
Eben so ist auch ihre Erhaltung und Regierung das fort¬
gesetzte Werk seines freien Willens und nichts in ihr ist von Ohn-
gefähr oder zufällig.
Die Welt als solche hat sich als Himmel oder unsichtbare
Welt mit verschiedenen Stufen geistiger Wesen und als Erde oder
sichtbare Welt mit den verschiedenen Ordnungen ihrer Geschöpfe
dargestellt, so jedoch, daß keine dieser Stufen aus der andern her¬
vorging, während innerhalb jeder dieser Ordnungen das Leben in
fortgesetzter Entwicklung und Bewegung begriffen ist.
Alles aber, was das Wort seiner Allmacht und Weisheit in
den sechs Schöpfungstagewerken zum Daseyn ries, war „sehr gut",
d. h. ein jedes in seiner Art, nach Form und Wesen höchst voll¬
kommen.
Eine tiefere Naturforschung, die der heiligen Schrift nicht feindselig
gcgenüberstcht, unterstützt die Angaben der mosaischen Schöpfungsurkunde in
Betreff der sechs Tagewerke oder Entwicklungsperiodcn dadurch, daß sic zunächst
von vorne herein zugiebt, daß zwischen dem urersten Act der Schöpfung Him¬
mels und der Erde und dem nachhcrigcn Chaoszustand der Erde eine gewisse
Zeitdauer gedacht werden könne, daß also jener chaotische Zustand nicht ein
uranfänglichcr, sondern ein nachher erst cingetretener, auS der Zerstörung einer
früher bestandenen Ordnung hcrvorgegangcncr angesehen werden könne. Sodann
rechtfertigt sic die Entwicklung der sichtbaren Schöpfung aus dem Chaos in
sechs „Tagen" mit Gründen, von denen hier nur eine ganz kurze Andeutung
gegeben werden kann.
Im ersten Tagewerke trat das Licht und seine Scheidung aus der
finstern Masse auf. Unter diesem Licht ist das Ur licht zu verstehen, das nicht
durch die Sonne bedingt, sondern ursprünglich ist und als Lichtäther
allem Geschaffenen inncwohnt und aus ihm entwickelt werden kann und das zum
Bildungsprozeß der Erde und ihrer Producir, so wie zur Bildung der übrigen
Ltchtkörper nöthig war.