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§. 112. Das Concilium zu Constanz. 
„ Go tte s fr e und e", durch die Schriften eines Johann Tauler, Heinrich 
Suso, Johann Ruysbrock; von Seite der allgemeinen Bildung, durch 
Dante und Petrarca (s. §. 115); vorzüglich aber von Seite der Theologen- 
schulen insbesondere durch Wykleff (Wykliffe) der 1356—1334 zu Orford 
in England mit einer Reihe dircctcr Angriffe auf das Ansehen 
des Papstes und auf verschiedene Kirchenlehren hcrvortrat. 
Den größten Schaden erlitt aber die römische Kirche durch das 
in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts eingetretene päpstliche 
Schisma, indem nämlich schon unter Karl IV zwei Päpste, der 
eine in Frankreich, der andere in Italien, aufstanden und sich ge¬ 
genseitig verfluchten, so daß die ganze abendländische Christenheit 
gespalten und in große Verwirrung und Noth versetzt wurde. Zwar 
setzte das Concilium von Pisa beide ab und einen neuen (Jo¬ 
hann XXIII) ein; da aber jene beiden nicht wichen, so hatte die 
Kirche nun gar drei Päpste (zu Rom, zu Avignon und zu Per- 
pignan). Da nun alle drei sich zur Erhaltung ihres Hofes die 
größten Gelderpressungen erlaubten, so wurde die Sehnsucht nach 
einer Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern 
immer stärker, und in ganz Europa der Wunsch, daß man durch 
ein Concilium helfen möchte, immer lauter und allgemeiner. 
Und so konnte denn Ruprecht's Nachfolger, Kaiser Sigis¬ 
mund, Wenzel's Bruder (bisheriger Kurfürst von Brandenburg 
und König von Ungarn) 
das boncilium zu bonftanz zu Stande bringen, welches die 
drei Päpste absetzte und den Grundsatz aufstelltc, daß sich der Papst 
den Beschlüssen einer allgemeinen Kirchenversammlung unterwerfen 
müsse. Weil man aber nicht nach Köpfen, sondern nach Natio¬ 
nen stimmte und der Vorschlag der Deutschen, zuerst die Kir- 
chengcbrechen abzustellen, dann erst den neuen Papst zu wählen 
und ihn aus die Kirchenreform zu verpflichten, von den übrigen 
Nationen (den Jtaliänern, Franzosen, Spaniern und Engländern) 
nicht angenommen wurde, so gieng der neue Papst Martin V in 
keine allgemeinen Verbesserungsvorschläge ein, sondern schloß nur 
mit jeder Nation besondere Concordate, die ihm mehr oder we¬ 
niger seine bisherige Gewalt sicherten, so daß also zwar die (äußere) 
Einheit der Kirche, nicht aber ihre Reinheit hergestellt wurde.
	        
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