§. 11. Die (Alt-) Assyrer.
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24 Stunden, 100 Fuß hohe und 20 bis 24 F. breite Mauern
mit 1500 je 200 F. hohen Thürmen, und zur Zeit ihrer Blüthe
2 Mill. Einwohner gehabt haben soll. Sie war jedenfalls in ih¬
rer Zeit die größte und durch ausgebreiteten Handel reichste Stadt
Vorderasiens.
Nach des Ninus Tode soll seine Gemahlin SemiranriS, eine
Tochter der Göttin Meni oder Derketo, seinen Sohn Ninyas
verborgen gehalten und an dessen Statt in Männerkleidung regiert,
Babylon und andere Städte durch Prachtdenkmälcr verschönert,
Kunststraßen und Canäle angelegt und große Eroberungszüge durch
Ägypten, einen Theil von Libyen und Äthiopien, zuletzt sogar
einen Zug gegen Zndien unternommen haben, der aber unglück¬
lich ablief.
Sie soll mit 3 Mill. Fußvolk, einer halben Million Reiter und 10,000
Streitwagen über den Indus gegangen sein, wo sich ihr das Heer der Inder
mit Elephanten entgcgenstcllte, denen sie ungeachtet ihrer List, ihren Kamcelen
durch Ochsenhäute das Ansehen von Elephanten zu geben, mit dem größten
Theil ihres Heeres erlag, so daß sie selbst nur schwer verwundet entkam.
Als ihr Sohn volljährig wurde, mußte sie ihm die Regierung
abtreten und wurde von da an nicht mehr gesehen, indem sie zu
den Göttern gieng. Diesem fabelhaften Anfang der assyrischen Ge¬
schichte entsprechen auch die sagenhaften Angaben ihres weitern
Verlaufs. Denn nicht nur soll Ninyas sein ganzes Leben hin¬
durch unter seinen Kebsweibern der Üppigkeit und Weichlichkeit ge-
fröhnt haben, sondern es sollen auch die 30 Nachfolger aus seinem
Geschlecht nichts als in Unthätigkeit und Wollust versunkene Des¬
poten gewesen seyn. Von ihnen war
888 Sardanapal (auch Thonos KonkoleroS genannt) der letzte
dieser altassyrischen Könige, der als Weib gekleidet unter Weiber¬
beschäftigung sein Leben hinbrachte, bis er von seinem medischen
Statthalter Arbüces, der sich auf Anstiften des babylonischen
Priesters BelesyS gegen ihn empörte, ungeachtet einiger Siege
über ihn, zuletzt in seiner Hauptstadt Ninive belagert wurde und
sich bei der Einnahme derselben sammt seinen Schätzen und Frauen
verbrannte, um nicht in die Hände der Sieger zu fallen. Doch
hörte von da an das assyrische Reich im Grunde nicht aus, sondern