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Heeres dahin. — Unterdessen fiel ganz Palästina den Türken in die Hände; 1291 
erstürmten sie Akkon und brachten damit den letzten festen Platz der Christen in 
ihre Gewalt. Die Epoche der Kreuzzüge, die fast 200 Jahre gedauert hatte, war zu 
Ende; das Christentum hatte nicht vermocht, gegen den Islam Erfolge zu erringen. 
3. Folgen der Äreuzziige. 
Wenn auch die Kreuzzüge ihr eigentliches Ziel nicht erreichten, so sind sie 
doch von weittragender Bedeutung gewesen. Sie erweiterten das Gebiet des 
Handels und verursachten ein Emporblühen nicht nur der italienischen Städte, 
wie Genua und Venedig, sondern auch der süddeutschen, wie Augsburg, Ulm 
und Konstanz. Das Abendland erhielt allerlei Erzeugnisse der Natur, wie Rohr¬ 
zucker, Mais und Aprikosen, und Erzeugnisse des Gewerbefleißes, wie feine Gewebe, 
seidene Stoffe und kunstvolle Waffen. Dafür gingen nach dem Orient kostbare 
Pelze und Leinenstoffe. — Auch für das staatliche Leben waren die Kreuzzüge 
von großer Bedeutung. Sie erweiterten die Hausmacht vieler Fürsten, indem 
diese die erledigten Lehen derjenigen Vasallen einzogen, die von einem Kreuzzuge 
nicht wieder zurückkehrten. Zugleich stärkten die Kreuzzüge die Macht des 
Papstes, der sie oftmals veranlaßte und auch indirekt leitete; damit ging freilich 
ein Sinken der Kaisermacht Hand in Hand. Den Kreuzzügen verdankt ferner das 
R i t t e r t n m seine Ausbildung und Veredelung. Die Ritter erkannten, daß es etwas 
Hohes sei, für den Glauben das Schwert zu führen. Der aufblühende Handel' 
hauchte dem Bürger st an de neues Leben ein; mit dem zunehmenden Reichtume 
wuchs seine Macht und sein Ansehen. Auch dem Bauernstande brachten die 
Kreuzzüge Vorteile. Sie förderten das Emporkommen des freien Bauern, da jeder 
Leibeigene frei wurde, wenn er das Kreuz sich anheften ließ. Mancher Fron¬ 
bauer erkaufte sich auch die Freiheit, indem er seinem Herrn das nötige Geld 
zu einer Kreuzfahrt übergab. — Die Kreuzzüge förderten auch die Macht der 
Kirche und erweiterten ihren Besitz; denn viele Kreuzfahrer schenkten oder ver¬ 
kauften ihre Güter der Kirche. Zugleich brachte der Handel mit Reliquien aus 
dem Heiligen Lande der Kirche unendliche Summen ein. — Die Kreuzzüge hatten 
aber auch nachteilige Folgen. Das Abendland verlor viele Menschen und un¬ 
ermeßliche Geldsummen und wurde seitdem von ekelhaften und ansteckenden 
Krankheiten heimgesucht, so z. B. vom Aussatz. Außerdem entfesselten die Kreuz¬ 
züge alle niedrigen Leidenschaften, wie Habsucht, Haß, Eifersucht, Grausamkeit, 
Unsittlichkeit, Aberglauben und Wundersucht. 
10. Friedrich I. Barbarossa 1152-1190. 
1. Seine Vorgänger. 
Nach dem Aussterben der fränkischen Kaiser wählten die deutschen Fürsten 
einen sächsischen Großen zum König; er hieß Lothar vonSupplinburg. Er 
war ein schwacher Herrscher; nach seiner Wahl bat er den Papst um Be¬ 
stätigung seiner Würde. Er erhielt sie gegen Verzicht auf feine Rechte bei der Ein¬ 
setzung der Bischöfe und Äbte. Somit hatte der Papst mit einem Schlage erreicht,
	        
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