Full text: Julius August Remer's Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für Akademieen und Gymnasien

248 Mittlere Geschichte. 2. Zeitr. 1. Abschn. 
einige sogar den Kaisertitel angenommen hatten. Die Ottonen 
nöthigten es, die deutsche Oberherrschaft wieder anzuerkennen, 
indessen wurde dadurch keine allgemeine und Reibende Unrerwer- 
fung bewirkt. Ais darauf die Päpste an dre Spitze der Gegner 
des Kassers traten, wurde Italien in zwey fortdauernde Par¬ 
teyen gerheilt. Seit der Zeir der schwäbischen Kaiser hieß die 
kaiserliche die Waiblingische oder die Gibeilinen, die päpstliche: 
die Weifische oder die Guelfen. Im eilften Jahrhunderte stif¬ 
teten französische Normänner ein mächtiges Reich in Neapolis 
und Sicilien, welches die Päpste gegen die Kaiser unterstützte, 
bis es selbst an die schwäbische Kaiserfamilie fiel. Italiens Han¬ 
del war durch die Krcuzzüge sehr belebt worben, und besonders 
erhoben sich Venedig und, nach demselben, Genua zu mächti¬ 
gen Freystaaien. Das thaten auch, aber mit geringem Kräf¬ 
ten , und ohne ihre Unabhängigkeit von den deutschen Königen 
völlig behaupten zu können, Mailand, Florenz, Siena, Pisa, 
Bologna u. a. 
$. 6. Politisches Verhältuiß von Frankreich. 
Unter den letztem Karolingern wurden nicht nur viele Län¬ 
der von Frankreich abgerissen, sondern in denen, die den Köni¬ 
gen blieben, war alle Gewalt in den Händen der Stände und 
Großen. Die auf sie folgenden Kapetinger hatten zwar große 
Hausländer, aber sie waren unter zu wenig abhängige Lehns¬ 
träger vertheilt. Die unmittelbaren Reichsstände waren eben 
so stark als die Könige, und die Herzoge von der Normandie, 
die auch Anjou und Aquitanien erhielten und Könige von Eng¬ 
land wurden, waren stärker. Aber Englands innere Vorfälle 
verhinderten den auswärtigen Gebrauch seiner Kräfte die Kö¬ 
nige von Frankreich stärkten ihre Macht; Philipp August entriß 
den Engländern den größten Theil ihrer Besitzungen in Frank¬ 
reich, und verband sie mit seinen Hausländern. Die Könige 
von Frankreich wurden dadurch sehr mächtig; allein sie waren 
doch noch zu viel mit Ueberwindung der innem, ihre Gewalt 
schwächenden, Hindernisse beschäftigt, als daß sie ihre Kräfte 
auswärts mir Nachdruck hätten gebrauchen können. 
$. 7. Beide Burgundien. 
Aus den von Frankreich unter dm Karolingern abgerisse¬ 
nen, größtentheils burgundischen, Ländern entstanden zwey 
Staaten: Nieder -Bnrgund oder die Provence, und Ober-Bur¬ 
gund oder das cisjuranische Burgund. Beide Reiche wurden 
in der Folge mit einander vereinigt, und hießen häufig das Kö-
	        
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