Volltext: Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen

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Erste Periode 
gewannen bald die Bischöfe ein größeres Ansehen, indem sie vor¬ 
züglich dnrch Synoden und Synodal-Beschlüsse die gesetzgebende 
Gewalt in der Gemeinde übten und nicht nur die innere Einheit 
der Kirche aufrecht erhielten, sondern auch die äußere herznstellen 
suchten. 
Die so geordnete, mit dem Blute ihres göttlichen Stifters und 
ihrer ersten Lehrer besiegelte Religion ward endlich als die herr¬ 
schende im römischen Reiche anerkannt. Gleich bei seiner Thron¬ 
besteigung im I. 306 hatte Consiantinus den Christen durch ein 
Edikt Ruhe, Sicherheit und freie Ausübung ihres Glaubens ge¬ 
währt. Als er mit ihrer Hilfe vorzüglich sich die Alleinherrschaft 
erkämpft hatte, bekannte er sich öffentlich auf dem ersten allgemei¬ 
nen Concilium zu Nffcäa in Bithynien (325) als einen Anhänger 
und Beförderer des Christenthumes. Die Christen erlangten nun 
den Zutritt zu allen Staatsämtern, erhielten prächtige Tempel 
und einen glänzenden Gottesdienst. Wie die Anzahl der Geistli¬ 
chen, die ihre Besoldung nun von dem Staate empfingen, sich 
immer mehr vergrößerte, so gewann auch ihr Stand neuen und 
größern Glanz. Unter den bedeutenden Vorrechten, die ihnen 
zu Theil wurden, war besonders die Gerichtsbarkeit der Kirche, 
vermittelst welcher die Bischöfe nicht nur in bürgerlichen Strei¬ 
tigkeiten mit Geistlichen, sondern auch in allen andern, welche vor 
ihr Forum gebracht wurden, entscheiden und die Laien für jegliches 
Vergehen mit Kirchenstrafen belegen konnten. Dadurch hob sich 
ganz besonders die Macht der Bischöfe, unter welchen bald die 
von Jerusalem, Antiochia, Alerandria, Constantinopel und Nom 
die angesehensten wurden. Schon in den allerersten Zeiten galten 
die mit Rom in Verbindung stehenden Christengemeinden als die 
einzige und allgemeine (katholische), als die Normalkirche in Sachen 
des Glaubens und des Cultus, und ihr Bischof genoß, als der 
Nachfolger deö hl. Petrus, das höchste Ansehen. Während in der 
Folge die Sprengel der erstern durch die Siege der Araber be¬ 
schränkt, und ihre Macht durch die Einmischung der weltlichen 
Herrscher immer mehr bedingt wurde, gründeten die Bischöfe zu 
Rom, von Einem Geiste und Einem Grundsätze geleitet, durch 
die Befestigung und Erweiterung ihrer Macht im Westen Eurvpa's 
die Hierarchie, dtrrch welche den künftigen Geschlechtern nicht nur
	        
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