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gewählt und so auch durch den Stand der Gewählten die neuere
Würde mit einem größern Glanze umgeben. Ihr Amt dauerte
anfangs fünf Jahre, von einem Lustrum bis zum andern; später
aber, seit 434, achtzehn Monate.
§• 24. Sp. Mlälins. — Eroberung von IDfjt durch Eamillus.
Kaum hatte dieser Sturm auSgetobt, als in Rom eine große
HungerSnoth ausbrach (440), die neue Bewegungen veranlagte.
Vergebens trat der Senat helfend ein, vergebens errichtete er
ein besonderes Verpflegungsamt (praeleetma annonae) und über¬
trug dasselbe dem L. Minucius; sie erreichte eine solche Höhe,
daß ungeachtet aller Vorkehrungen viele arme Hausväter bis
zum Selbstmorde verzweifelten. Da erbarmte sich der reiche
plebejische Ritter Spurius Mälius der hungernden Menge. Mit
Aufbietung seines ganzen Vermögens kaufte er in Etrurien ei¬
nen großen Vorrath Getreide ein und vertheilte diesen den ganz
Armen umsonst, den Dürftigen zu einem niedrigen Preise. Da¬
durch ward er so recht der Mann des Volkes, das nunmehr ihn
als seinen Wohlthäter und Schutzherrn fast vergötterte. Ob bei
jener Wohlthätigkeit des Mälius ehrsüchtige Absichten im Hinter¬
gründe lagen, ob der etwas eitle Mann nach der höchsten ihm
bisher verschlossenen Ehrenftelle lüstern war, ist ungewiß; aber
die Patricier hegten diesen Verdacht und beschlossen jetzt, die
Plebejer in ihrem Gelüsten nach dem Consulat und Kriegestri-
bunat durch Schrecken zu lähmen. Auf eine von Minucius ge¬
machte Anzeige, daß im Hause des Mälius geheime Versamm¬
lungen gehalten, und Waffen dahin zusammengebracht würden,
ernannte der Senat sofort, unter dem Scheine hochverrätherischer
Umtriebe, den achtzigjährigen Greis Q. Cincinnatus zum Dik¬
tator und besetzte während der Nacht das Capitol und die festen
Plätze der Stadt. Am andern Morgen erschien der Diktator
mit seinem Magister Equitum, Servius, Ahäla im kriegerischen
Gepränge auf dem Markte. Neugierig strömte von allen Seiten
das Volk herbei, um die Ursache dieses Auftrittes zu erfahren.
Auch Sp. Mälius befand sich unter demselben. Ans diesen ging
Ahala los und forderte ihn auf, sofort vor den Richterftuhl des
Diktators zu treten, um sich wegen der von Minucius gegen
ihn erhobenen Anklage zu rechtfertigen. Mit lautem Hülfsge-