Full text: Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit

Kriegsthaten. 
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Volk, das von der Beute lebte, die sie aus fremden Ländern zusam¬ 
menschleppten. Sie zu bezwingen, war nicht möglich; es war genug, 
daß sie sich zu einem Frieden verstanden. Karl kam mit ihnen überein: 
der kleine Fluß Eider solle die Gränze zwischen ihrem und seinem Reiche 
bilden. — Oestlich von der Elbe wohnten slavische Völker. Je nach¬ 
dem es die Umstände mit sich brachten, schloß Karl mit diesen Nach¬ 
barn Freundschaftsbündnisse oder er nöthigte sie, ihm Tribut zu zahlen, 
und sicherte vor ihnen sein Gebiet bis an die untere Elbe und weiter 
hinauf bis an die Saale; im Norden aber gehorchten ihm die Slaven 
bis an das heutige Pommern. Südlich von der Donau wohnten die 
Baiern. Ihren Herzog Thassilo, der höchst treulos gehandelt hatte, 
wußte Karl festzunehmen; er schickte ihn in ein Kloster und stellte die 
Baiern unter die Aufsicht fränkischer Grafen. — Viel weiter östlich, 
an der Donau hinab, bis in das heutige Ungarn hinein, wohnten die 
Avaren. Diese hatten den Thassilo unterstützt, darum zog Karl 
auch gegen sie. Die Avaren waren ein tapferes Volk und der Zug 
des Heeres in diese fernen östlichen Gegenden, so wie die Unterhaltung 
desselben bot viele Schwierigkeiten dar. Um die Zufuhr zu erleichtern, 
beabsichtigte Karl, die beiden Flüsse Altmühl und Rednitz durch einen 
Kanal zu verbinden. Dadurch wäre für die Schiffahrt eine Verbin¬ 
dung zwischen dem Rhein, Main (denn in diesen Fluß fließt die Red¬ 
nitz) und der Donau (denn die Altmühl ist ein nördlicher Nebenfluß 
derselben) zu Stande gebracht worden, die auch für den Handel große 
Vortheile dargeboten hätte; aber dieses Werk konnte Karl nicht aus¬ 
führen, doch gelang es ihm, die Avaren zu besiegen und seine Herr¬ 
schaft bis an den Fluß Raab im heutigen Ungarn auszudehnen. Dieser 
Theil seines Gebiets, der am weitesten nach Osten zu lag, hieß Ostar¬ 
richi d. h. das östliche Reich, woraus später der Name Oesterreich 
entstanden ist. — In Italien herrschten seit zwei Jahrhunderten 
(seit 968) die Langobarden. Auch diese unterwarf sich Karl schon 
in den ersten Jahren des Sachsenkrieges. — Jenseits der Pyrenäen, 
in Spanien, hatten die Araber oder Mauren ein großes Reich ge¬ 
gründet. Karl wurde mit ihnen in einen Krieg verwickelt und nahm 
ihnen einen Theil ihres Gebietes im Süden von den Pyrenäen, welchen 
er unter dem Namen der spanischen Mark mit Frankreich vereinigte. 
§ 77. Das mußte ein großer Held sein, der so viele Völker¬ 
schaften sich unterwarf; aber was ihn noch größer erscheinen läßt, war 
die Weisheit und Umsicht, mit welcher er sie zu beherrschen verstand. 
Sein Vater hatte, auf einen Ausspruch des römischen Bischofs gestützt, 
sich die fränkische Königskrone aufgesetzt; ihm selbst, dem Könige Karl, 
wurde eine noch höhere Auszeichnung zu Theil. Am ersten Weihnachts¬
	        
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