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wagen wollen, ihm die Nachricht zu überbringen; ja glaubwürdige 
Schriftsteller versichern, man habe im Zelte des Großveziers Briefe 
vom Könige gefunden, worin der ganze Plan zur Belagerung Wiens 
enthalten gewesen sei. 
Prinz Eugen.*) 
Mit großem Rechte gebührt diesem tapfern Feldherrn und dem 
in dem bekannten Volksliedes gefeierten Prinzen ein Platz in der 
deutschen Geschichte. Nur seiner Geburt nach war er ein Ausländer, 
sonst aber durch und durch ein Deutscher; denn für deutsche Sache, 
namentlich für die Interessen des Hauses Oesterreich, hat er, allen 
Anlockungen Frankreichs zum Trotz, gefochten wie als Jüngling, so 
als Greis, dessen sind zahlreiche Schlachtfelder in Ungarn und an 
der Donau (gegen die Türken), in Italien, Frankreich, den 
Niederlanden und am Rheine (gegen die Franzosen und deren 
Verbündete) Zeuge. 
Eugen wurde 1663 zu Paris geboren. Sein Vater, Eugen 
Moritz, stammte aus einer Seitenlinie der Herzoge von Savoyen. 
Anfangs bestimmte der Vater seinen Sohn, weil er einen schwäch¬ 
lichen Körper hatte, zum geistlichen Stande; aber der Jüngling hatte 
keine Neigung zur Theologie und widmete sich deshalb dem Sol¬ 
datenstande. In seinem 20. Jahre erbat er sich von Ludwig XIV. 
ein Regiment. Der König schlug ihm seine Bitte wegen seiner Klein¬ 
heit ab und ließ ihm sagen, er passe besser zu einem Geistlichen. 
Durch diese Antwort fand sich Eugen tief gekränkt; er bot deshalb 
dem Kaiser Leopold I. seine Dienste an, und da dieser gerade mit 
den Türken Krieg führte, so empfing er ihn mit Freuden. Bei der 
Belagerung Wiens bewies Eugen zuerst seine Tapferkeit gegen die 
Ungläubigen, wofür ihn der Kaiser mit einem Dragonerregimente 
belohnte. — In einem Alter von 30 Jahren an die Spitze des 
kaiserlichen Heeres gestellt, welches abermals gegen die Türken gehen 
sollte, erfocht er den entscheidenden Sieg bei Zantha am rechten 
Theißufer (11. Sept. 1697), obgleich ihm der Kaiser verboten hatte, 
eine Schlacht zu liefern. Die Türken hatten an diesem Tage 30,000 
Mann an Todten und 6000 Gefangene verloren. 
Bei seiner Zurückkunft nach Wien übergab er dem Kaiser das 
Reichssiegel der Ungläubigen und legte zugleich Rechenschaft von 
seinem ganzen Verfahren ab. Der Kaiser, dem des Prinzen Feinde 
vorgestellt hatten, daß das Glück den Ungehorsam gegen bestimmte 
Befehle nicht rechtfertige, sagte ihm kein Wort darüber. Kurz nach¬ 
her kam aber ein Offizier und forderte dem Prinzen seinen Degen 
1) Prinz Eugenius der edle Ritter u. s. w. 
*) Meist uach Vogel.
	        
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