Deutschen in dem Genüsse aller dieser schönen Naturgaben sein 
könnten, wenn sie nur Muth hätten und ihre Stärke zu benutzen 
wüßten.« 
Fügen wir zu dem Allen noch hinzu, daß sein Geist durch Wissen¬ 
schaft und Kunst reich geschmückt und ausgebildet, sein Herz aber 
durch einfache und ungeheuchelte Frömmigkeit veredelt war, so fehlt 
wohl kaum noch ein Zug im Bilde eines wahrhaft großen Mannes, 
dessen Ehrenkrone die Treue ist. 
Peter der Große. 
(1682— 1725.) 
P e t e r d e r G r o ß e war der Sohn des russischen C z a r e n 
Al ex ei und 1672 geboren. Schon seine Jugend warstürmisch 
bewegt. Frühe starb der Vater, welcher Kinder aus verschiedenen 
Ehen hinterließ. Peter, erst zehn Jahre alt, wurde zum Czaren 
und seine Mutter N a t a l i a zur Regentin ausgerufen. Dies er¬ 
regte den bittersten Neid seiner schon erwachsenen Stiefschwester 
Sophia, einer ehrsüchtigen, aber der niederträchtigsten Hand¬ 
lungen fähigen Person. Sie wandte sich an die Strelitzen, die 
regelmäßigen Truppen der Hauptstadt. Eine Verschwörung ent¬ 
stand. Natalia und Peter flohen nach einem festen Kloster, sechs 
Meilen von Moskau. Auch dahin folgten ihnen die Mörder. Nach 
langem Suchen fanden sie Peter in der Kirche, am Altäre knieend, 
vor ihm die Mutter, die schützenden Arme ausbreitend. Eben wollte 
ein wüthender Strelitz ihm das Messer in die Brust stoßen, als 
ein anderer ihm zuschrie: »Halt, Bruder! nicht hier am Altar! Er 
kann uns ja doch nicht entgehen!« — Das rettete den Czaren; 
denn eben war die Reiterei erschienen und jagte die Meuterer aus 
einander. Peter versprach Verzeihung, wenn die Anführer ausge¬ 
liefert würden. Dreißig wurden hingerichtet; die Ruhe ward wie¬ 
der hergestellt. 
Peter wuchs kräftig heran. Sein Lieblingslehrer und Freund 
wurde Lefort, ein Kaufmannssohn aus Genf, der nach mancherlei 
Schicksalen und Reisen endlich nach Moskau gekommen war, und 
nun dem wißbegierigen Peter von fremden Ländern und Gebräuchen 
stets erzählen mußte. Als er ihm einst die Einrichtung des euro¬ 
päischen Militärs lebhaft beschrieben hatte, sprang Peter begeistert 
auf und rief: »Das will ich auch versuchen!« In einem Dorfe bei 
Moskau errichtete er eine Kompagnie von 50 Jünglingen seines 
Alters: Lefort ward ihr Hauptmann, und Peter diente selbst als 
Gemeiner; denn nur Verdienst, nicht aber Zufall der Geburt sollte 
zur Auszeichnung führen. Dies alles betrachtete Sophia im An¬ 
fang nur als ein Kinderspiel, bis in ihr der Verdacht aufstieg, es 
könne doch eine ernstere Bedeutung haben. Abermals entwarf sie
	        
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