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Kaiser. Der unglückliche Fürst mußte drei Jahre in
die Verbannung ziehen und behielt von fernen Besitzun¬
gen nichts, als fein Erbtherl, Braunfckmeig und Lüne¬
burg. Heinrich ging zu seinem Schwiegervater, Hein¬
rich II, nach England, und lebte als Verbannter in
eben dem Lande, auf taffen Thron fünf Jahrhunderte
spater feine Nachkommen steigen sollten. Denn Hein¬
rich der Löwe ist der Stammvater des Fürstenhauses
Braunschweig, das seit dem Anfänge des achtzehnten
Jahrhunderte auch in England herrscht.
Heinrichs Fall brachte in Tcutschland die wichtig¬
sten Veränderungen hervor. Das Herzogthuttt Baiern
kam an den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, den
Stammvater des jetzigen Haukes Baiern. Die Mark¬
grafschaft Oestreich, die sonst mir Baiern verbunden
gewesen war, wurde ein eigenes Herzogthum, und der
wendische Fürst von Pommern, bisher von Heinrich
dem Löwen abhängig, zum Herzoge erhoben. Das
Herzogthum Sachsen wurde zerstnckt. Ern großer
Theil desselben kam an den Erzbischof von Cölln und
andre Bischöfe, und daö übrige, den kleinsten Theil,
erhielt mit der sächsischen Herzogswürde Bernhard,
Graf von Anhalt. Der Nähme Herzogthum Sachsen
ging nach und nach auf andere ehemahl wendische Lan¬
der über, da Herzog Bernhard das Land um Witten¬
berg zu seinem Herzogthum brachte und Lauen bürg
eroberte. Der größte Therl des heutigen Königsreichs
Sachsen hieß zu jener Zit die Markgrafschaft
Meißen, welche sich im Gebiete der slawischen Sor¬
ben seit Heinrich I immer mehr ausgedehnt hatte, und
unter Markgrafen siand, deren älteste Geschichte, bis
auf die Regierungszeit des Kaisers Orro III, dunkel
ist. Mit Konrad dem Großen kam das Haus der
Grafen von Wettin, die Stammväter des gesammten
sächsischen Fürstengeschlechks, zur markgräflichen Würde,
die nun erbllch gemacht wurde. Das Land ward früh
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