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den englischen Großen die Zurückgabe der Güter, welche früher dem erzbi¬
schöflichen Stuhle gehört hätten, und verweigerte für die Geistlichkeit den
weltlichen Gerichten den Gehorsam; denn er hatte gemerkt, daß Heinrich den
Plan habe, den Clerus dem Willen des Königs zu unterwerfen. Wilhelm II.
hatte bei seinem Streite mit dem gelehrten Erzbischof Anselm die Einkünfte
des Erzbisthums eingezogen. Heinrich war entschlossen, die ehrsüchtige Geist¬
lichkeit in ihre Gränzen zurückzuweisen. So entspann sich ein Streit, der 7
Jahre mit großer Erbitterung geführt wurde, indem Keiner nachgeben wollte,
und der sich mit der Ermordung Beckets endigte. Es waren nämlich dem
Könige einst im Zorn Worte entfallen, welche vier Männer seines Hofes
so auslegten, daß er die Ermordung Beckets wohl gern sehen würde. Sie
eilten nach Cauterbury, überfielen den Erzbischof vor dem Altäre seiner Kirche,
und spalteten ihm den Kopf. Heinrich erschrak über die rasche That, und
da er die Folgen voraussah, so eilte er, sich deshalb mit dem Papste Ale¬
xander III. (1170) zu vergleichen. Er schickte drei Bischöfe nach Italien,
und diese hatten Mühe, den aufgebrachten Papst so weit zu beruhigen, daß
er in dem Bannfluch, den er über alle Mörder Beckets aussprach, den Kö¬
nig nicht ausdrücklich nannte. Sodann schickte Alexander zwei Cardinäle an
Heinrich ab, in deren Gegenwart er öffentlich an der Kirchthüre schwören
mußte, daß er an Beckets Tode unschuldig sei. Der Ermordete wurde zwei
Jahre später für eineu Heiligen erklärt, und nun strömten Tausende zu sei¬
nem Grabe, und eine Menge Wunder wurden erzählt, die sich hier ereignet
hätten. Und so groß war damals die Macht der Geistlichkeit, daß selbst der
sonst so muthige Heinrich für nöthig hielt, durch eine Wallfahrt nach seinem
Grabe seine Reue über die durch ihn veranlaßte That zu beweisen; er brachte
barfuß und fastend eine ganze Nacht am Grabe zu, und ließ sich dann von
einem Haufen von Mönchen den entblößten Rücken geißeln, worauf er Abso¬
lution erhielt. —
Mit Ludwig VII. von Frankreich war er im Kriegszustände, weil er
mit dessen geschiedener Frau, Eleonore, verheirathet war. Wie schwer mußte
Ludwig den begangenen Fehler, die reiche Erbin so schöner Länder von sich
gelassen zu haben, bereuen!
Heinrich II. war der erste englische König, welcher Irland eroberte, das
damals unter 5 Könige getheilt war (1172). Er hatte zu dieser Gewaltthat
kein anderes Recht, als daß ihm der Papst (Hadrian IV.) das Land ge¬
schenkt hatte. Zwar behaupteten sich die Engländer im östlichen Theile der
Insel, aber unter beständigem Kampfe mit den Eingeborenen, und so bildete
sich unter diesen ein Nationalhaß gegen England, den wir noch heute fort-
dauern sehen.
Heinrichs Gattin Eleonore trübte den Abend seines Lebens. Sie lebte
mit ihm in Unfrieden, ermordete, wie es heißt, mit eigener Hand, des Kö¬
nigs Geliebte, Rosamunda Clifford, und reizte ihre Söhne, sich gegen ihren
Vater zu empören. Dieser hatte den Fehler Ludwigs des Frommen begangen;
den ältesten, Heinrich, hatte er zum künftigen König von England krönen
lassen, dem zweiten, Richard, Poitou, und dem dritten, Gottfried, Bretagne
verliehen; nur der jüngste, Johann (daher mit dem Beinamen ohne Land),
war noch leer ausgegangen. Zu der Empörung seiner Söhne kam noch ein