Die Almen. 9 9
Steinen belegt. Das Innere der Hütte ist höchst einfach ausgestattet.
Ein Krahn mit dem nötigen Kupferkessel, Gestelle für das hölzerne Milch-
geschirr und ein kleiner Schrank mit dem Tischgerät bilden die ganze Aus-
stattung der Hütte. Eine Höhlung im Abhänge dient als Milchkammer.
In der Hütte schlägt der Senne während der Nacht sein Lager auf. Die
Kühe aber bleiben beständig auf der Weide; nur bei ungünstiger Witterung
werden sie in den Ställen untergebracht. Morgends und abends werden
die Kühe gemolken. Dann bläst der Senne auf der Schalmei den Kuh-
reigen, und in munteren Sprüngen eilen die Tiere zur Sennhütte, wo ihrer
auf dem einbeinigen Melkstuhl der Senn wartet. Sind die Kühe sämtlich
gemolken, dann kehren sie zur Weide zurück. So verrichtet der Senner
während des kurzen Sommers auf der Alm sein Tagewerk. Wenn aber zu
Anfang September die ersten Boten des nahenden Winters sich einstellen,
schmückt er seinen Hut noch mit einem Strauß von Edelweiß und ruft den
Almen seinen Abschiedsgruß zu:
„Ihr Matten lebt wohl, ihr sonnigen Weiden,
Der Senne muß scheiden, der Sommer ist hin."
Schweren Herzens steigt er langsam ins Tal nieder, sich der Zeit
freuend, da die Erde sich mit Blumen neu kleidet und er wieder zu Berge
fahren kann.
Sachliche Vertiefung: Wie kommts nur. daß die Alpenberge
nicht bis zum Gipfel bewaldet sind? Die Alpen sind viel höher als
unsere deutschen Mittelgebirge; sie reichen mit ihren Gipfeln weit in die
oberen Luftschichten hinein. Die Temperatur der Luftschichten nimmt mit
zunehmender Höhe ab. Die niedrige Temperatur ist dem Waldwuchse nicht
mehr förderlich; deshalb finden wir über 1890 in hinauf keine Wälder mehr.
Das Holz ist verkrüppelt und kriecht als Knieholz am Boden hin.
Warum findet sich zwischen Wald- und Schneegürtel ein so
ausgedehnter Almengürtel? Der Almengürtel besteht aus grünen Matten,
die mit saftigen Gräsern bestanden sind. Das Gras gedeiht hier oben sehr
gut, da der Boden mit einer nährkräftigen Ackerkrume überzogen ist und
die Niederschläge reichlich fallen.
Warum fehlen hier oben die menschlichen Niederlassungen?
Hier oben fehlt der Unterschied der Jahreszeiten vollständig. Es gibt nur
einen langen Winter, der 8—9 Monate lang das Land in Schnee und
Eis hüllt, und einen kurzen Sommer. Infolgedessen ist hier oben auch kein
Ackerbau mehr möglich; denn das Getreide kommt nicht mehr zur Reife.
Während des langen Winters liegt der Schnee hier oben haushoch, infolge-
dessen ist ein Verkehr nicht möglich. Deshalb haben die Bewohner die-
Höhen gemieden.
Warum lassen die Bewohner die Almen von den Herden
abweiden? Das Gras ist infolge der rauhen Witterung sehr kurz, so daß
es nicht gut abgemäht werden kann. Das Heumachen ist also nicht gut
möglich, würde aber auch mit so vielen Schwierigkeiten und Gefahren ver-
buuden sein, daß man es unterlassen müßte. (Vergl. Heuernte auf der
Rhön.)
Warum ist die Sennhütte an den Abhang oder eine Halde
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