Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Beinahe hätte ihm diese Krone das Leben gekostet. Die Bür¬ 
ger der Stadt erregten wieder einen Aufstand, schlossen die 
Thore und stürmten auf den königlichen Palast los. In dieser 
Noth sprang Heinrich durch das Fenster und erhielt von diesem 
Sprunge einen lahmen Fuß. Daher hat man ihm wohl den 
Beinamen Huffeholz oder der Lahme gegeben. Er wäre 
verloren gewesen, hätten sich nicht auf den entstandenen Lärm 
seine tapferen Deutschen, die draußen im Lager standen, bis 
zu ihm durchgehauen und ihn aus dem Gedränge geführt. Auf 
einem zweiten Zuge nach Italien gegen jenen wieder mächtig 
gewordenen Feind, der jedoch bald gramvoll und lebensmüde die 
glänzende Bürde seinem Gegner überließ, erhielt Heinrich von dem 
damaligen Papste Benedict VIII. mit der römischen Kaiserkrone 
den sogenannten Reichsapfel als Sinnbild seiner christlichen, 
durch das Kreuz auf jenem goldenen Apfel angedeuteten, Welt¬ 
herrschaft. Später unternahm er noch einen dritten Zug nach 
Italien und zwar nach dem untern Theile desselben, der größten- 
theils von Griechen bewohnt war. Er besiegte die widerspänstigcn 
Griechen mit Hülfe der Normannen, die schon früher von Frank¬ 
reich aus auf ihrer Pilgerfahrt nach Palästina dort gelandet, 
dann, von nachrückenden Brüdern verstärkt, als tapfere Streiter 
sich niedergelassen hatten. Für diese Hülfe verschaffte er ihnen 
von dem Herzoge von Neapel ein Landgebiet in Untcritalien, 
machte sie dort zu Hütern der Mark gegen die Griechen und 
legte dadurch, ohne es zu ahnen, den Grund zu dem nachma¬ 
ligen Normannenreich in Untcritalien, welches eine mäch¬ 
tige Stütze des päpstlichen Stuhles wurde, sowohl gegen die 
römischen Adelsparteien, als auch gegen die Kaiser. 
Heinrich war ein äußerst gutmüthiger und frommer Kaiser. 
Besonders nahm er sich der Kirchen und Klöster an und beschenkte 
sie reichlich. Die Kirche zu Paderborn allein erhielt durch ihren 
eifrigen Bischof Meinwerk*) über hundert beträchtliche Schen- 
*) Dieser, ein Verwandter der königl. Familie, wie auch sein Freund, 
der Bischof Bernward von Hildesheim, Beide waren eifrige Beförde-
	        
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