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sein, in dessen Gewalt sich damals Palästina und Jerusalem
befand. Gelang es, Aegypten zu erobern, so mußte das übrige
von selbst fallen. Im Jahre 1248 schiffte er sich mit feiner
Gemahlin, seinen Brüdern und der französischen Ritterschaft ein
und landete bei Damiette. Der Anfang wurde mit dem besten
Erfolge gekrönt. Er eroberte Damiette und erfocht zwei herr¬
liche Siege über den Sultan. Aber bald traten die alten Uebel
ein, von denen die Kreuzfahrer schon so oft waren heimgesucht
worden. Hungersnoth und Krankheiten zwangen sein Heer zum
Rückzüge, auf welchem es von den verfolgenden Saracenen fast
gänzlich aufgerieben wurde. Der König that Wunder der Tapfer¬
keit, besonders in der Schlacht von Mansura, 1250; allein das
Glück verließ ihn. Er selbst und sein Gefolge nebst dem grö߬
ten Theile des Heeres geriethen in die Gefangenschaft der Feinde.
Er bewies aber in seinem Unglücke eine Fassung, welche selbst
dem Sultan Achtung und Bewunderung einflößte. Für seine
eigene Befreiung trat er Damiette ab, für die seiner übriggeblie¬
benen Truppen mußte er ein hohes Lösegeld entrichten. So un¬
glücklich endete dieser Kreuzzug. Kurz vor dieser Zeit war es
auch, wo sich die Mamelucken, ein Haufen kriegerischer Soldaten,
die der Sultan in seinem Solde hielt, empörten, den Sultan
ermordeten und sich des ägyptischen Reiches bemächtigten.
Nachdem Ludwig aus den Händen der Ungläubigen be¬
freiet und in sein Reich zurückgekehrt war, regierte er wieder
sechzehn Jahre hindurch als Landesvater. Er hatte aber keine
Ruhe; denn er glaubte sich seines Gelübdes noch nicht ent¬
bunden. Auf Zureden seines Bruders, des tyrannischen Karl
von Anjou, des nämlichen, der den Kouradin zu Neapel
hatte hinrichten lassen, sollte dieser Kreuzzug zunächst gegen den
König von Tunis in Afrika gerichtet sein; dieser war dem Karl
eine große Geldsumme schuldig. Mehr aber wurde Ludwig zu
diesem Zuge durch die Hoffnung bewogen, daß der König von
Tunis das Christenthum annehmen würde. Im Jahre 1270 kam
dieser Zug zu Stande.