Full text: Erzählungen aus der römischen Geschichte

1S7 
zum Kampf schwerfällig waren. Octavianus Landhcer betrug 
80,000 Manu zu Fuß mit 12,000 Reitern, und seine Flotte 
bestand aus 250 kleinen Schiffen, die aber leicht beweglich und 
trefflich bedient waren. Vor Allem kam es ihm sehr zu Stat¬ 
ten, daß der bewährte Seeheld Agrippa sie befehligte. Des 
Antonius Schiffe bildeten einen dichten Wall, den die Feinde 
lange Zeit vergeblich zu durchbrechen suchten. Endlich gelang 
es, und es entstand eine Oeffnung, in die Octavianus Schiffe 
eindrangen. Bei diesem Anblick fuhr Cleopatra, die mit ihren 
Schiffen hinter der Schlachtreihe gehalten hatte, davon, und 
Antonius, der ihr Schiff an dem Purpursegel erkannte, segelte 
ihr pfeilschnell nach. Die Flotte kämpfte noch fort; zuletzt 
aber mußten sich die Schiffe, ihres Führers beraubt, dem Oc¬ 
tavianus ergeben. Das dem Antonius treu ergebene Landheer 
wartete noch sieben Tage auf seine Rückkehr, dann streckte es 
auch die Waffen und ergab sich dem Sieger. Dieser gründete 
an der Stelle, wo sein Lager gestanden hatte, die Stadt Ni- 
copolis und gründete die Attischen Spiele. 
2>n folgenden Jahre zog Octavianus gegen Aegypten, wo 
Antonius und Cleopatra ihr üppiges Leben fortgeführt hatten. 
Von allen seinen Truppen verlassen, empfing jetzt Antonius 
von der Cleopatra, die sich seiner zu entledigen wünschte, die 
Nachricht, sie habe sich getödtet. Nun wollte auch er nicht 
länger leben und durchbohrte sich mit seinem Schwert. Als 
er aber, in seinem Blute liegend, hörte, daß sie noch lebte, 
verlangte er zu ihr gebracht zu werden. An Stricken wurde 
er in das obere Stock des Grabgewölbes hinaufgezogen, in 
das sie sich begeben hatte, und starb in ihren Armen. Nun 
versuckte die listige Cleopatra, den siegreichen Octavianus durch 
ihre Reize zu gewinnen. Als ihr dies nicht gelang und Oc¬ 
tavianus merken ließ, daß er sie zu seinem Triumphe aufspare, 
beschloß sie zu sterben. Man fand sie, entseelt auf einem Ruhe¬ 
bett liegend, im königlichen Schmuck; an ihrem Arme wollte 
man seine Stiche bemerken, die entweder von Nadeln oder von 
giftigen Nattern herrührten. Octavianus ließ -sie mit könig¬ 
lichen Ehren bestatten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.