Full text: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

T. Quknctius Cincinnatus. 
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Kriege gegen die Vejenter, Tusker, Aequer 
(488—458 v. Chr). 
T- Quinctius Cincinnatus. 
Veji, kaum sechs Meilen von Rom entfernt, stark befestigt, wohl 
gelegen und volkreich, ruhte nie lange und leistete den Römern mehr 
Widerstand als später ganz Tuskien. Zu gleicher Zeit regten sich auch 
die Aequer und Volsker wieder, die sich durch keine Niederlage und keine 
Verwüstung beugen ließen; denn in den altitalischen Städten wohnten 
kernhafte Bürger (wie im Mittelalter in den deutschen Städten), welche 
es nicht zu ertragen vermochten, daß ihre Stadt einer andern gehorchen 
sollte. Während diese hartnäckigen und erbitterten Feinde die Felder der 
Römer verwüsteten, war der Hader zwischen den Plebejern und Patri- 
ciern, welche die errungenen Rechte der Plebejer gerne wieder zurück¬ 
genommen hätten, mit solcher Heftigkeit ausgebrochen, daß kein Heer 
gegen den Feind ausrückte. Da zogen 406 Männer aus dem edlen 
Geschlechts der Fabier, welche auf die Seite der Plebejer getreten waren, 
mit 4000 Klienten aus und siedelten sich am Bache Kremera an, um 
Roms Landmarken gegen die Raubzüge der Vejenter zu vertheidigen. 
In manchen Gefechten siegreich, gewannen sie viel Lob und Beute, aber 
das Glück machte sie unvorsichtig; die Feinde trieben geflissentlich eine 
Heerde in ihre Nähe, die Fabier fielen rasch aus, geriethen in einen 
Hinterhalt und wurden bis auf den letzten Mann erschlagen (477). Ein 
Knabe war in Rom zurückgeblieben, sonst wäre das Geschlecht der Fabier 
an jenem Unglückstage erloschen. So wurden die Römer von den Vejen- 
tern geschädigt, ohne daß sie Rache nehmen konnten. 
Auf der andern Seite wurde gegen Aequer und Volsker mit ab¬ 
wechselndem Glücke gefochten. Je unlieber die Plebejer den Fahnen 
folgten und in den Prätoren nicht ihre Feldherren und Führer, sondern 
nur Zuchtmeister und ungerechte Patricier sahen, desto schlechter ging es 
auch im Kriege. Einmal trieben sie es so weit, daß sie sich geflissentlich 
fortjagen ließen. Nun wurde aber auch das römische Kriegsgesetz in seiner 
ganzen Strenge vollzogen; die Fahnenträger, die Hauptleute und je der 
zehnte Mann aus den feldflüchtigen Kohorten wurden enthauptet! 
Bald darauf hielten sich Anführer und Soldaten wieder schlecht 
genug, denn ein Heer ließ sich von dem Feinde am Algidus so ein¬ 
schließen, daß es ohne baldige Hilfe verloren schien. Da erkannte der 
Senat die Nothwendigkeit, einen Diktator zu erwählen. Dieser war 
T. Quinctius Cincinnatus und der Senat schickte augenblicklich Boten 
an ihn ab. Sie fanden ihn auf seinem Ackerfelde, als er eben den Pflug 
führte. Nachdem er vernommen, daß sie ihm eine Botschaft von dem
	        
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