Full text: H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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1100-1517. 
England von lio®—1858. 
Der Bruder Wilhelms II Heinrich I, Beauclcrc (1100— 
1135), war der Klügste und Gebildetste der Söhne Wilhelms 
des Eroberers, allein glich seinen Brüdern in Gewaltthätigkeit 
und Treulosigkeit; er benutzte die Abwesenheit seines Bruders 
Robert, der sich auf dem ersten Kreuzzuge befand, um sich des 
englischen Thrones zu bemächtigen. Als Robert zurückkehrte 
und sein Recht geltend machen wollte, beraubte er ihn in einer 
Schlacht der Freiheit und seines Herzogthumcs. 
Die Tochter Heinrichs, Mathilde, die Wittwc des 
deutschen Kaisers Heinrich V, und später vermählt mit dem 
Grafen von Anjom^ottfrie d Plan tage net, hatte durch die 
Bemühungen ftMs Vaters ein eidliches Versprechen von den 
vornehmsten Vasallen erhalten, daß ^Rnglands Thron bekom¬ 
men solle. Allein Stephan von Blois, der Tochtersohn 
Wilhelm des Eroberers, wußte die Barone durch das Versprechen 
großer Freiheiten zu gewinnen und wurde zum Könige von Eng¬ 
land und Herzoge von der Normandie erwählt (1135—1154). 
Allein als er trotz seiner Handfeste den Adel durch fremde 
Micthstruppeu unterdrücken wollte, kam Mathilde wieder empor, 
und Stephan wurde bei Lincoln (1141) geschlagen und gefangen 
genommen. Als Stephan später seine Freiheit erhielt, setzte er den 
Krieg fort, mußte jedoch endlich den Sohn Mathildes, Heinrich 
Plantagen et von Anjou, als seinen Nachfolger anerkennen. 
Heinrich II, König von England (1154—4189), Graf 
von Anjou, Herzog der Normandies und durch seine Vermählung 
mit der geschiedenen Frau des französischen Königs Ludwigs 
VII, Eleonore, Graf von Guicnnc und Poitou, erwarb sich 
ebenfalls durch die Heirath seines Sohnes mit der Erbin 
von Bretagne Einfluß auf dieses Herzogthum, welches ge¬ 
gen die Normandie eine so feindselige Gesinnung gehegt hatte. 
Er war dergestalt endlich Herr des ganzen nördlichen und west¬ 
lichen Theils von Frankreich, von Flandern bis nach den Pyrenäen
	        
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