Full text: [Geschichte des Mittelalters] (Theil 2)

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wichtige Bedeutung in den gottesdienstlichen Verrichtungen zugelegt ward. 
Die ältesten Kirchengesänge, welche uns erhalten sind und noch nicht auf¬ 
gehört haben, ihre heilige Stelle auszufüllen, sind indeß lateinischen Ur¬ 
sprungs, wie die lateinische Sprache überhaupt aller Orten die Kirchen¬ 
sprache geblieben ist; so der Ambrosianische Lobgesang, in der lateinischen 
Kirche von ältester Zeit her gebraucht. Es werden indeß dem heiligen Am¬ 
brosius, dem Bischof vou Mailand, welcher einst muthig genug war, dem 
mächtigen Kaiser Theodosius strafend entgegen zu treten, auch noch meh¬ 
rere andere der schönsten alten Kirchenlieder zugeschrieben, welche theilweise 
durch neuere Bearbeitungen entstellt und verdorben, noch jetzt sich in un¬ 
fern Gesangbüchern finden. Als Probe mag eines derselben hier zum 
Schlüsse seine Stelle finden: 
Komm, Heidenheiland, Lösegeld, 
Komm, schönste Sonne dieser Welt, 
Laß abwärts flammen deinen Schein, 
Denn so will Gott geboren sein. 
Du kommst von deinem Ehrenthron, 
O Gottes und der Jungfrau Sohn, 
Du kommst, du zweigestammter Held, 
Gehst muthig durch dies Thal der Welt. 
Du nähmest erdwärts deinen Lauf, 
Und stiegst auch wieder himmelauf. 
Dein' Abfahrt war zum Höllenthal, 
Die Rückfahrt in den Sternensaal. 
O höchster Fürst, dem Vater gleich, 
Besieg' hier dieses Fleisches Reich, 
Denn unsres siechen Leibes Haft 
Sehnt sich nach deiner Himmelskraft. 
Es glänzet deiner Krippen Strahl, 
Ein Licht leucht't durch dies finstre Thal, 
Es giebt die Nacht so hellen Schein, 
Der da wird unvergänglich sein.
	        
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