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536 Fünftes Hauptstück.
eilen. Nun gicng ein Theil der jüdischen Truppen zu
den Römern über; Anarchie herrschte durch das Land;
Räuberbanden schwärmten unter eignen Königen umher,
mißhandelten die Wehrlosen, bekriegten einander selbst:
nur mit Mühe stellten endlich zwei Legionen den Frieden
her. Auch Philipp mußte jetzt vor dem Kaiser erscheinen,
dessen Ausspruch folgendermaßen über Palästina entschied:
Archelaus sollte als Ethnarch über Samaria und Judäa,
sammt Jdnmäa und dem Küstenstriche regieren; Bata-
näa, Auranitis und Trachonitis sollte dem Tetrarchen
Philipp, Galiläa und das Uebrige dem Antipas gehören.
Der Mächtigste unter den dreien genoß nur zehn Jahre
die Freude ungestörten Besitzes; hierauf wurde er nicht
blos von seinen Unterthanen, sondern auch von Philipp
und Antipas verklagt, durch Augustus abgesetzt und nach
Vienna in Gallien verwiesen (6 I. nach Christus.) Sein
Land kam unter den Statthalter der großen Provinz
Syrien zu stehen, in dessen Namen es durch Procuratore.!
verwaltet wurde, durch Coponius, Annius Rusns,
Valerius Grat ns, Pontius Pilatus. — Die
Schatzung, welche Quirinus von Syrien aus betrieb,
und das Verfahren des Coponius riefen eine wilde Em¬
pörung hervor, an deren Spitze Judas der Gaulv-
u i t'e und Sadok standen. Obwohl die fanatische Par-
thei nach vielem Blutvergießen erlag, gährte der Haß
gegen die Römer im Stillen fort, und Pilatus mußte,
wenn er nicht das Aeusserste wagen wollte, die Aufstel¬
lung des Kaiserbildes im Tempel unterlassen. Jndcß
wurde nach des Philippus Tode (34) auch scine Tetrarchie zu
Syrien geschlagen, und der allein noch übrige Antipas
gerieth mit den Arabern in Krieg. Er hatte nämlich
seine Gemahlin, die Tochter des arabischen Königs Are-
tas, verstoßen, um Herodias, Tochter Aristcbuls, des
Hingerichteten Sohns der Mariamne, zu heirathen, ein