Die Aegyptler.
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nen. Zudem ist der Umfang des Landes sehr beschränkt:
bis Kairo hat das Thal oft nur eine Breite von zwei,
selten von 8 Stunden; erst von dort an entfernt sich das
Fclsengebirge Mokattam in der Richtung nach Osten
und Suez, während die Kette im Westen, nachdem sie
wie ein Damm Aegypten von der Sandwüste geschieden,
nordwestwarts ausbeugt, so daß im angeschwemmten
Delta die Nilarme auf eine Weite von 32 Stunden aus-
einandertreten. Aus einen engen Raum und die stete
Wiederkehr nur weniger Erscheinungen angewiesen, mußte
wohl der Geist des Volkes das, was in seinen Gesichts¬
kreis siel, desto inniger ergreifen und desto karakteristischer
ansbilden. Wenn folglich nicht andre Umstände hinzu-
kommen, so dürfen wir bei den Aegyptiern im Ver¬
gleiche mit den Hindus einen geringer» Reichthum und
eine großre Bestimmtheit der Lebensansichtcn erwarten.
Ueber die physische Beschaffenheit derselben finden wir
mehrere scheinbar im Widerspruch stehende Ansichten.
„Die Kotcher"? sagt Herodot, der Aegypten bereist
hatte, „sind nach der Meinung der Aegyptier im
Heere des Sesostris gewesen, und auch mir kommt cs
glaublich vor, weil sie dunkelfarbig und wollhaarig sind,"
mit andern Worten, weil beide zur Negerraee gehören.
Dagegen rechnet sie der gleichfalls glaubwürdige Strabo
zum kaukasischen Stamme, wenn er versichert: „die Be¬
wohner des südlichen Indiens gleichen an Schwärze
den Negern, die des nördlichen aber haben durchaus das
Ansehen der Aegyptier." In neuester Zeit, nachdem Win-
kelmaun, Blumenbach, Cuvier viele Mumien untersucht
und Andre die Bildwerke der alten Aegyptier verglichen,
sowie auch ihre Nachkommen, die Kopten, genauer
kennen gelernt haben, ist man zu dem Ergebnisse gelangt,
daß die Gcsichtsbildung des Volkes im Wesentlichen der
hindustanischen nahe gekommen, dabei aber mit Zügen