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Vater und Mutter, von Weib und Kind! Die Völker aber, die 
kriegerischen Muth nicht übten und achteten, versanken in Sklaverei, 
Ohnmacht und Verachtung. 
Einige der Erfindungen, die der Krieg veranlaßt hat, sollen hier 
erzählt werden. 
Die Waffen der alten Völker waren Wurfspeere, die aus 
einem langen hölzernen Schaft mit einer eisernen Spitze bestanden, 
und aus einiger Entfernung auf den Gegner geworfen wurden, 
Lanzen von gleicher Beschaffenheit, mit denen man stieß, Bogen 
und Pfeile, Steinschleudern und große Schwerter. Man 
verwahrte sich dagegen durch metallene Helme mit großen Haar¬ 
büschen meist von Roßschweiftn, mit Panzern, die stark mit Eisen 
ausgelegt waren, und mit Schildern, von denen die besseren so 
groß waren, daß sie vom Kopfe bis zu den Füßen reichten und nur 
mühsam getragen wurden. Die Bogenschützen und Schleuderet 
konnten auch aus der Ferne verwunden, waren aber deswegen nie 
hoch geachtet. Mit den übrigen Waffen konnte man nur in der 
Nähe angreifen. Daher erforderten die Kriege des Alterthums 
einen hohem Grad persönlicher Tapferkeit: es focht immer Mann 
gegen Mann; aber deswegen waren sie auch grausamer und wurden 
mit weit größerer Erbitterung geführt. Es war nichts seltenes, 
daß wenn 80,000 Menschen mit einander kämpften, 20,000 todt 
oder verwundet auf dem Schlachtfelde blieben; und für die Ver¬ 
wundeten ward weit weniger gesorgt, als in unseren Tagen. 
Doch genügten diese Mittel des Angriffs und der Vertheidigung 
nicht, und die Noth zwang neue zu erfinden. So wandte Archi- 
medes, 212 vor Chr., die Bemerkung, daß man auch schwere 
Massen, als Steine, Metall, Balken u. s. w. durch Kunst weit fort¬ 
schleudern könne, zur Vertheidigung seiner Vaterstadt Syrakus aus 
Steiften an. Er soll es sogar schon verstanden haben, glühende 
Kugeln zu werfen, und dadurch die feindlichen römischen Schiffe 
vor Syrakus in Brand gesteckt haben. — Aehnliche Erfindungen 
hat der Grieche Kallinikus um 676 nach Chr. gemacht, Konstan¬ 
tinopel gegen die Angriffe der Araber zu vertheidigen; und fein 
griechisches Feuer ist wahrscheinlich eine Mischung gewesen, die 
mit unserem Schießpulver Ähnlichkeit hatte. 
Unser Schießpulver ist ein Gemisch von Salpeter, Kohle 
und Schwefel, welches bei seiner Entzündung eine heftig aus¬ 
brechende Kraft äußert und auf nahe liegende Körper oft eine un¬ 
geheure Wirkung ausübt; denn es verwandelt sich augenblicklich in 
elastische Luftarten und Dämpfe. Schon die entstehenden Luftarten 
wollen einen 400 bis 500 Mal größeren Raum einnehmen, und der 
Umfang wird noch mehrere tausendmal größer, wenn man die starke 
Erhitzung und die Dämpfe mit in Anschlag bringt. Ist nun das 
entzündete Pulver in einen engen Raum eingeschlossen, z. B. in
	        
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