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stiger und unnützer Plunder bei Seite geworfen
worden, was sich jetzt als unentbehrliches Hal-
tungömittel der bürgerlichen Gesellschaft darthat.
Leider aber war die altgläubige Partei dem alten
Wesen auch nur eben materialistisch als einer Form
der Trägheit und des ruhigen Genusses ergeben,
und daher wenig geeignet, die Sünden der Neue¬
rungssucht einleuchtend zu machen. Sie wollte
die Welt von ihrer Entwickelungskrankheit durch
die Beschränkungen und Zuchtmittel der Kindheit
heilen, und durch künstliche, mit Hälse des Aber¬
glaubens bewerkstelligte Verfinsterung, das gereifte,
vielleicht zu rasch gereifte Alter wieder in das
dämmernde Schlafleben der ersten Jahre versetzen.
Ueberall fehlte der Genius, der den rechten Punkt
zwischen dem Alten und dem Neuen zu treffen,
den Glauben an die unsichtbare Grundlage der ir¬
dischen Dinge in seine Rechte wieder herzustellen,
und die Zerwürfniß derselben durch weise, dem
Standpunkte des Geschlechts angemessene Führung
zu versöhnen im Stande gewesen wäre.
Aber nicht bloß allgemeine Besorgnisse über
die verderblichen Folgen der Aufklärung wurden in
den Fürsten erregt, sondern auch bestimmte Be¬
fürchtungen vor einem schreckbaren Plane, das
Unglück, das in Frankreich tobte, über sie und
ihre Völker zu wälzen. Es trat eine Meinung
hervor, welche die ganze, in Frankreich ausgebro¬
chene Revolution nicht aus der Verderbniß des ge¬
sellschaftlichen Zustandes und aus den Mißgriffen
eines schwachen Hofes, sondern aus einer, viele
Zah-