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4. Vor vielen tausend Jahren zog sich das Meer, das bis dahin
den Boden Norddeutschlands bedeckt hatte, allmählich nordwärts in seine
gegenwärtigen Grenzen zurück. Hier und da blieben jedoch in Vertiefungen
des Bodens seichte Buchten und abflußlose Wasserbecken zurück, die all—
mähll.) versumpften und durch Pflanzen aus den umliegenden Landstrichen
besicdent wurden. So entstanden allmählich riesige Sumpfwaldungen.
Über einem üppigen Untergrunde, durch die feuchtwarme Luft des dama—
ligen Klimas in ihrem Wachstum mächtig gefördert, breiteten Nadelhölzer,
insbesondere Sumpfzypressen, stolz ihre umfangreichen Kronen aus. Sie
waren wie unsre Lärchen nicht immergrün und bedeckten alljährlich einmal
die Oberfläche des Sumpfes mit den absterbenden Nadeln und Zweigen.
Mit diesen vermoderten Teile von Laubhölzern und kleineren Pflanzen
und bildeten die Hauptmasse der späteren Braunkohle. Jahrtausende hin—
durch ragten die Nadelbäume, noch von keinem Menschenauge bewundert,
als die Fürsten des Waldes in ungestörtem Frieden über das vergänglichere
Volk der niedrigeren Gewächse empor. Endlich aber erlosch auch die
Lebenskraft dieser Riesen, besonders wohl, weil sich das Klima änderte.
Von den zusammenstürzenden Baumgreisen blieben nur die von Wasser
umgebenen, vor Verwesung geschützten Stümpfe erhalten, während die
Stämme schnell vermoderten, sofern sie nicht ebenfalls durch Windbruch
u. dgl. ins Wasser geraten waren. Wagerecht liegende Baumreste in allen
Schichten des Kohlenlagers, Stammstücke bis zu einer Länge von mehr als
20 Meter, geben Kunde von den gestürzten Teilen jener Baumriesen. Wie
jedem Urwalde, so erstanden auch hier auf den Resten der abgestorbenen
enu immer neue Geschlechter von Bäumen, die, gleich jenen ab—
sterbend und im Sumpfe versinkend, durch einen unter Luftabschluß im
Moore ungestört verlaufenden Verkohlungsprozeß im Laufe vieler Jahr—
tausende das Material der jetzt vorhandenen Kohlenlager bildeten.
5. le im Senftenberger Revier geförderte Kohle läßt sich wegen
ihres hohen Wassergehalts, der etwa 50 Prozent beträgt, nicht ohne
weiteres verfeuern. Sie wird deshalb in Fabriken, die mit den einzelnen
Gruben durch Schienenstränge verbunden sind, zu Briketts verarbeitet.
Die Förderwagen schaffen das Material zunächst in die Sortierhäuser,
wo es zerkleinert, gesiebt und von den nicht verkohlten Holzresten befreit
wird. Während die letzteren zur Kesselfeuerung benutzt werden, wandert die
in 1bis 14 Kubikzentimeter große Stücke zerkleinerte Kohle in die ober—
halb des Trockenraums liegenden Kohlenböden. Von hier gelangt sie in
ununterbrochenem Zuge auf die Trockenöfen, große schmiedeeiserne Pfannen
mit doppeltem Boden, auf deren oberer Platte ein Rührwerk kreist. Hier
wird die Kohle von drei Vierteln ihres Wassergehalts befreit, nochmals