Full text: Die Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

344 
IX. Die Griechen. 
schlosseneu Reihen der Hellenen nichts ausrichten konnte. Während 
dieser Waffenruhe söhnte sich Pharnabazus, um mit mehr Nachdruck 
gegen die Spartaner kämpfen zu können, mit dem Tissaphernes aus. 
Das konnte dem schlauen Dercyllidas nicht entgehen. Um daher zuvor 
zu kommen, erösfnete er mit dem Frühjahre 396 v. Chr. wieder die 
Feindseligkeiten gegen die beiden Satrapen. In Karten stieß er plötz¬ 
lich und unerwartet auf die vereinte feindliche Macht. Ein gewaltiger 
Schrecken bemächtigte sich aller seiner Truppen und alle ergriffen die 
Flucht, ehe Dercyllidas die nöthigen Befehle ertheilt hatte. Statt in¬ 
dessen die Griechen zu verfolgen, ließ man dem Dercyllidas Zeit, sein 
Heer wieder zu sammeln. Nun wurde mit ihm ein neuer Waffenstill¬ 
stand auf uubestimmte Zeit verabredet. Beiderseits wollte man Befehle 
von Susa und Sparta einholcn. 
In Sparta war indessen der König Agis gestorben. Die Strei¬ 
tigkeiten, welche sich dort wegen der Thronfolge erhoben, wurden durch 
Lysander und seine Partei zu Gunsten des Agesilaus, eines Bru¬ 
ders des Agis und Sohnes des Archidamus, entschieden. Diesem über¬ 
trugen die Spartaner die Leitung des Krieges in Klein-Asien. Noch 
in demselben Sommer gelangte er, da die verlängerte Zeit des Ober¬ 
befehles für Dercyllidas abgelaufen war, mit einer Verstärkung von 
8000 Kriegern unter Begleitung des Lysander und 30 anderer aus 
altspartanischen Geschlechtern bei Ephesus an. Tissaphernes erschrak 
und bot, um Zeit zu gewinnen, dem spartanischen Könige einen drei¬ 
monatlichen Waffenstillstand an, der ihm vom Könige gewährt wurde. 
Nach Ablauf dieser Zeit ließ er nun dem Agesilaus die Wahl zwischen 
einem freien Abzüge aus Asien oder einem offenen Kampfe mit seinen 
Heerschaaren. Ohne Verzug ergriff der König diese Gelegenheit, sein 
Waffenglück zu versuchen. Er brach mit seiner Mannschaft auf, nahm 
in großen Eilmärschen seine Richtung nach Phrygien und bekam, ehe 
sich der Satrap, der in Karien einen Angriff erwartete, versah, ganz 
Phrygien in seine Gewalt. Durch diesen glücklichen Uebersall ermuthiget, 
machte er, ohne sich um den nachfolgenden Feind zu bekümmern, noch 
einen Einfall in die Satrapie des Pharnabazus und kehrte dann, als 
er merkte, daß es ihm an Reiterei fehlte, unangefochten nach Ephesus 
ins Winterquartier zurück. Die ungeheure Beute, welche er von seinem 
Zuge mitgebracht hatte, bot dem unermüdet thätigen Agesilaus eine 
reichliche Quelle dar, um die ihm fehlende Waffengattung zu bilden, 
so wie überhaupt sich ein taugliches und völlig ergebenes Heer zu 
schaffen. 
Mit dem nächsten Frühjahre, 395 v. Ehr., machte sich der König 
mit seinem wohlgerüsteten Heere auf und nahm seinen Marsch nach 
Lydien. Erst am dritten Tage holte die persische Reiterei den König 
ein, der geradezu den Weg nach Sardes eingeschlagen hatte. Es ent¬ 
spann sich ein Gefecht, welches nur so lange schwankte, bis die schwer 
bewaffneten Hellenen mit eingelegter Lanze hervorbrachen und die feind¬ 
liche Reiterei in die Flucht trieben. Das ganze persische Lager mit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.