Full text: Die Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

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XI. Die Griechen. 
sich in die bedrohlichsten Gefahren. Persien, dnrch ihren Angriff auf¬ 
geschreckt, suchte, um den Agesilaus aus Asien zu entfernen, die Spar¬ 
taner durch Bewegungen in Griechenland zu beschäftigen, und bei der 
damals gegen Sparta herrschenden Erbitterung bedurfte es auch nur 
eines geringen Anstoßes, um eine solche Bewegung hervorzurufen. 
Tithraustes nämlich, welcher die Hinrichtung des Tissaphernes voll¬ 
zogen und vorläufig die Stelle desselben eingenommen hatte, schickte den 
Rhodier Timokrates nach Griechenland ab mit 50 Talenten und mit 
dem Aufträge, diese Summe unter die Demagogen zu vertheilen, welche 
sich dagegen verpflichten sollten, ihre Staaten zum Kriege mit Sparta 
zu bewegen. In Theben, Argos und Korinth werden uns nun eine 
Anzahl Männer genannt, welche durch das von den Persern gebotene 
Geld sich hatten bestechen lassen. Diese Demagogen bemühten sich nun, 
die Erbitterung gegen Sparta zu vergrößern und die Staaten zu einer 
Vereinigung zu bewegen. Auch die Athener, obgleich sie das persische 
Geld nicht angenommen hatten, waren bereit, sich den Feinden Spar- 
ta's anzuschließen. 
Um den Ausbruch des Krieges zu beschleunigen, veranlaßten die 
thebanischen Demagogen die opuntischen Lokrer, mit den Phociern Hän¬ 
del anzufangen, und beredeten die Thebaner, jenen zu Hülfe zu kommen. 
Die Phocier wandten sich nach Laccdämon, und dieses ergriff seinerseits 
mit Freuden die Gelegenheit, die Thebaner für ihre fortgesetzte Wider- 
spänstigkeit zu züchtigeu. Lysander erhielt den Auftrag, ein Heer in 
Phocis und Thessalien zusammenzubringen und gegen HaliartuS vorzu¬ 
rücken; daselbst sollte au einem bestimmten Tage der König Pausanias 
mit einem aus Lacedämoniern und Pcloponnesiern bestehenden Heere zu 
ihm stoßen, in der That ein mit großer Umsicht entworfener Plan; 
die bei Haliartus vereinigten Heere sollten dann ohne Zweifel das von 
allen Bundesgenossen verlassene Theben angreifen. Als die Thebaner 
aber merkten, daß es mit dem Kriege Ernst wurde, flehten sie die Athe¬ 
ner um Hülfe an, welche daun ein Schutzbündniß mit ihnen schloffen 
und anfingen, sich zu rüsten. 
Lysander, welcher mit gewohnter Thütigkeit Truppen an sich gezogen 
hatte, traf vor dem Pausanias bei Haliartus ein. Vergeblich er¬ 
wartete er hier den König, denn den Brief, in welchem ihm Lysander 
die Zeit seiner Ankunft meldete, hatten die Thebaner aufgefangen, und 
dadurch von der Lage der Dinge unterrichtet, ihre Vorbereitungen ge¬ 
troffen. Nachdem sie ihre Stadt den herbcigeeilten Athenern anver¬ 
traut, hatten sie einen Theil ihres Heeres in Haliartus hineingeworfen, 
mit dem andern standen sie vor dieser Stadt. Des Wartens über¬ 
drüssig, machte nun Lysander einen Angriff auf die Mauern. Ihm 
rückten die Thebaner, die außerhalb der Stadt waren, nach; zugleich 
wurde ein Ausfall aus der Stadt bewerkstelligt; da sank Lysander, ge- 
tödtet von einem Haliarticr, und mit ihm der Math der Spartaner; 
sie ergriffen sogleich die Flucht, wandten sich aber um, als die The- 
baucr sie zu ungestüm bis auf die Hügel verfolgten, und tödteten viele
	        
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