Full text: Die Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

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XI. Die Römer. 
der Albaner, der cluilische Graben hieß. In diesem Lager starb Clui- 
lius; an seine Stelle ward Mettius Fufetius vom Heer zum Dietator 
gewählt. Inzwischen hatte Tullns das feindliche Lager umgangen, und 
war in das albanische Gebiet eingerückt. Mettius Fufetius kehrte um, 
und zog ihm nach. Beide Heere standen sich gegenüber; eine Schlacht 
schien unvermeidlich. Da machte der albanische Dietator dem römischen 
Könige den Vorschlag, die Entscheidung einem Zweikampf anheim zu 
geben. Welcher der beiden Theile siegen würde, dessen Volk solle die 
Herrschaft haben. König Tullus willigte ein. 
Der Zweikampf der Horatier und Curatier. Zufällig be¬ 
fanden sich in jedem der beiden Heere drei Brüder, an Alter und an 
Kräften sich ziemlich gleich. Horatier hießen die Römer, Curiatier die 
Albaner. Jedes der beiden Brüderpaare war, durch eine merkwürdige 
Fügung des Schicksals, in einer Geburt zur Welt gebracht worden; 
und nicht genug, auch die Mütter der Drillinge waren Zwillingsschwe¬ 
stern; der Albaner Sequinius, ihr Vater, hatte sie gleichzeitig, die eine 
an den Römer Horatius, die andere au den Albaner Cnriatius ver¬ 
mählt, und sie hatten, jede in ihrer ersten Niederkunst, drei Söhne ge¬ 
boren. Diese Brüderpaare also sollten über Roms und Alba Longa's 
Schicksal entscheiden. Nachdem der Vertrag von den Fetialen geweiht 
ist, entbrennt der Zweikampf. Die drei Albaner werden verwundet, 
aber zwei der Römer fallen, und schon jauchzt das albanische Heer. 
Da versucht der überlebende Römer, der noch unverletzt war, List; er 
flieht, und die Curiatier, durch ihre Wunden gelähmt, folgen ihm in 
ungleichen Zwischenräumen; umkehrend tobtet er sie Einen nach dem 
Andern. Die Gräber der Gefallenen waren, wo ein Jeder erlegen 
war; diejenigen der zwei Römer an einer und derselben Stelle gegen 
Alba zu, diejenigen der drei Albaner getrennt von einander in der 
Richtung gegen Rom. 
Des Horatius Schwestermord. An der Spitze der Römer 
zog Horatius, die Waffenbeute der Erschlagenen vor sich hertragend, 
voll Frohlockeus nach Rom zurück. Beim capenischen Thor kam ihm 
seine Schwester entgegen, die mit Einem der Curiatier verlobt war. 
Als sie den Wafsenrock, den sie mit eigener Hand ihrem Bräutigam 
gewirkt hatte, blutbefleckt auf den Schultern ihres Bruders erblickte, 
löste sie ihr Haar, und fluchte dem Mörder ihres Verlobten. Er aber, 
von Wuth ergriffen, zuckte das Schwert und durchbohrte sie mit den 
Worten: „Fahre hin mit deiner unzeitigen Liebe zu deinem Bräutigam, 
uueingedenk deiner gefallenen Brüder und des Lebenden, uneingedenk des 
Vaterlandes. So möge jede Römerin hinfahren, die einen gefallenen 
Feind betrauert." Nach dem Gesetze vcrurtheilten ihn die Blutrichter 
zum Galgen. Das Volk aber, an das er Berufung einlegte, erließ 
ihm die Todesstrafe, auf Fürbitten seines Vaters, der den Mord für 
gerechtfertigt erklärte. Doch mußte er, zur Sühne des Mordes, ver¬ 
hüllten Hauptes unter einem Balken Weggehen, der als Joch quer über 
die Straße gelegt war. Dieses Joch, auf öffentliche Kosten von Zeit
	        
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