Full text: Die Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

XI. Die Römer. 
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Spanien unterwarf, Deutschland und Britannien betrat, mit einem 
Heere Italien siegreich durchzog, die Macht Pompejus' des Großen 
stürzte, Aegypten zum Gehorsam brachte, den Sohn des Mithridates, 
Pharnaces, sah und schlug, in Afrika den großen Namen Cato's und die 
Waffen des Juba besiegte, fünfzig Schlachten lieferte, worin clfhundert 
zwei und neunzigtansend Mann geblieben sein sollen, bei dem Allem 
nach Cicero der größte Redner, für Geschichtschreiber ein nnübertroffe- 
nes Muster, gelehrt auch über Grammatik und Anspicien schrieb, und 
große Plane der Gesetzgebung und Ausbreitung des Reiches bei beschleu¬ 
nigtem Tode wenigstens im Andenken ließ. So wahr ist's, daß den 
Menschen die Zeit nicht fehlt, sondern der Wille, sie zu benutzen. 
Cäsar ist geboren im Jahre 100 v. Chr. im Monat Quinctilis, 
der eben deßhalb später Julius genannt wurde. Die nahe Verwandt¬ 
schaft mit Marius, der die Schwester seines Vaters zur Frau hatte, 
ist in seinem Leben nicht ohne Bedeutung. Dem gefürchteten Dictator 
Sulla schien der Jüngling bedeutend genug, um ihn zum Gegenstände 
seiner Verfolgungen zu machen. Die im Jahre 83 mit Cornelia, der 
Tochter des Cinna, geschlossene Ehe schien eine Herausforderung und 
ein deutlicher Beweis von Selbständigkeit zu sein, die Cäsar auch dem 
Machthaber entgegensetzte, weßhalb dieser die Auflösung der Ehe mit 
der Tochter seines Feindes befahl. Während sich Pompejus einer ähn¬ 
lichen Forderung fügte, widerstand Cäsar entschieden und ließ sich lieber 
ächten. Nur ungern begnadigte ihn Sulla, und der bekannte Ausspruch, 
den er seinen Fürsprechern, welche sich ans die Unbedeutendheit des jun¬ 
gen Proscribirten beriefen, entgegenhielt, daß in Cäsar mehr als ein 
Marius lebe, beweis'!, was er in der Seele des Jünglings schon zu 
der Zeit gelesen hatte, wo er noch nicht durch öffentliches Auftreten 
Proben seines Geistes gegeben. Da für Cäsar unter den bestehenden 
Verhältnissen nichts zu hoffen war, ging er nach Asien, focht im Jahre 
80 mit Auszeichnung vor Mitylene und nach kurzem Dienste auf der 
Flotte des Proconsuls P. Servilius Jsauricus, der die cilicischen See¬ 
räuber bekämpfte, kehrte er auf die Nachricht von Sulla's Tode (78) 
nach Rom zurück. Seine politische Laufbahn in Nom begann er als 
Redner. Er klagte den Cn. Dolabella, der die Provinz Macedonieu 
als Proconsul verwaltet hatte, wegen Erpressungen (ropetuuäurum) 
an. Die Rede des 23jährigen Anklägers erregte hohe Bewunderung: 
doch verhinderten die Optimaten die Vcrurtheilung. Der Wunsch, die 
bei dem ersten Auftreten so glänzend erschienene Rednergabe weiter aus¬ 
zubilden, veranlaßte ihn, 76 nach Rhodus zu gehen, um den berühm¬ 
ten Rhetor Molo, der auch Cicero's Lehrer war, zu hören. Auf der 
Reise bestand er in der Nähe von Milet das bekannte Abenteuer mit 
den Seeräubern, in deren Hände er stel, das, wenn cs auch Plutarch 
wohl sehr ausgeschmückt haben mag, doch die frische Genialität und die 
Ueberlegenheit seines Geistes zeigt. Nach Rom zurückgekehrt, wurde er 
Militärtribun, nachdem er abwesend an der Stelle seines Oheims C. 
Aurelius Cotta zum Pontifex ernannt worden war. Im Jahre 68
	        
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