Full text: Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg

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Zweites Buch. Zweiter Abschnitt. 
mahl unter beiderlei Gestalt. Selbst der Bischof gehörte der neuen Lehre 
an. Da erfolgte die Schlacht bei Mühlberg; die katholischen Machthaber 
Deutschlands schlugen noch ein Mal die protestantischen Fürsten in Fesseln: 
Bischof Franz mußte sich von der evangelischen Lehre lossagen, und Osna¬ 
brück für seinen Beitritt zum schmalkaldischen Bunde durch Zahlung einer 
Summe Geldes an Kaiser Karl V. büßen. Mit empörender Harte wur¬ 
den die evangelischen Prediger vertrieben, der katholische Gottesdienst in 
alle Kirchen der Stadt wieder eingeführt. Zu dieser fast die gesammte Be¬ 
völkerung von Osnabrück betreffenden Noch kam noch, daß Heinrich der 
Jüngere von Braunschweig, um wegen seiner frühern Verbindung mit 
den schmalkaldischen Bundesgenossen den Bischof Franz zu züchtigen, 1553 
mit einem Heere in Westphalen einsiel, Iburg einnehmen und plündern 
ließ, Osnabrück belagerte und nur durch schwere Zahlung sich abkaufen 
ließ. Unter der Regierung Johanns IV. näherte sich der Kampf, welchen 
die Niederländer gegen das Königshaus von Spanien führten, mehr als 
ein Mal den Grenzen des wehrlosen Stifts. Wahrend der ersten Dauer 
desselben, als die Söldner Philipps über die für Glauben und Freiheit 
streitenden Widersacher das Uebergewicht erringen zu müssen schienen, be¬ 
nutzte der Bischof diese Gelegenheit, um den mittlerweile in den Städten 
und Dörfern wieder hergestellten evangelischen Gottesdienst abermals zu 
vertilgen. Aber noch ehe ihm dieses gelang, starb er '.1574); sein Nach¬ 
folger, Herzog Heinrich von Sachsen-Lauenburg, konnte weder für den 
Schutz des Bisthums vor Niederländern und Spaniern Sorge tragen, 
noch mit Erfolg die protestantischen Unterthanen seines Sprengels bedrän¬ 
gen, weil er als Erzbischof von Bremen häufig in dieser Stadt residirte. 
Erst unter dem 1591 erkorenen Bischof Sigismund, Herzoge von Braun¬ 
schweig - Wolfenbüttel, fand das Stift vor den Bedrückungen der Spanier 
und vor den Räubereien seiner Junker Schutz. Sigismund war ein stren¬ 
ger Protestant, ein Feind der Jesuiten und jedes Unrechts. Durch seine 
Beisteuer wurde eine gelehrte evangelische Schule in Osnabrück angelegt. 
Aber der Segen, welchen dieser treffliche Fürst gewirkt hatte, sollte bald in 
dem Fluche des dreißigjährigen Krieges ersterben. Westphalen wurde vor¬ 
zugsweise von den einander sich befeindenden Parteien durchstreift; deßhalb 
mußte es die höchste Aufgabe des Raths von Osnabrück sein, eine glück¬ 
liche Neutralität zu behaupten. Mansselder und Braunschweiger, Danen 
und Liguistcn, Spanier und Kaiserliche verheerten abwechselnd die Umge¬ 
gend. In Franz Wilhelm, Herzoge von Baiern, war dem Hochstifte ein 
eben so kluger und kräftiger als bigott römischer Vorsteher gegeben, der, 
nachdem Lilly 1628 das Oeffnen der Thore von Osnabrück erzwungen
	        
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