94 Erster Absch». Dvn Karl dem Großen bis auf Rudolph von Habsburg.
dein Papst Eugen III. nebst seiner Gemahlin Kunigunde unter die Hei
ligen versetzt. —
Wenn auch unter den sächsischen Kaisern die Macht der Großen wuchs
und der Einfluß der Geistlichkeit stieg, so wurde Loch das königliche An¬
sehn kräftig aufrecht erhalten. Die Sitten des Volkes waren in diesen
Zeiten beständiger Kriege sehr roh, die Kaiser fromm und gottesfürchtig,
aber zugleich rauhe Krieger. Der Adel mißbrauchte seine Kräfte in ver¬
derblichen Fehden. — Im häuslichen Leben wurde dagegen christ¬
licher Sinn mehr geltend, es war Treue und Vertrauen unter den
Menschen und ernste schlichte Sitte. Kaiser Otto I. Tochter Luitgarde
saß spinnend bei ihrer silbernen Kunkel, und die Kaiserin Kunigunde hatte
das Trauerkleid, das sie nach dem Tode ihres Mannes anlegte, mit
eigenen Händen gewoben; so einfach und edel war selbst der vornehmeren
Frauen Walten und Wirken. Wissenschaften und Künste wurden wenig
gepflegt. Man las Legenden, und der Aberglaube war immer noch herr¬
schend. Der gelehrte Abt Gerbert wurde der Hexerei beschuldigt, weil
er eine plumpe Uhr gefertigt und nach dem Polarstern gerichtet hatte.
Bei dem Abläufe des Jahres 1000 glaubten Viele an den Untergang
der Welt und suchten sich auf denselben vorzubcreiten, Diele durch fromme
Bußübungen, Andere aber, leichteren Sinnes dadurch, daß sie ihr Ver¬
mögen vergeudeten, in der Meinung, später nichts mehr zu bedürfen. So
betrogen sie sich selbst. — Unter Otto I. fing der Bergbau im Harz an,
der anfangs so ergiebig war, daß man glaubte, das goldene Zeitalter
Deutschlands sei erschienen. Sachsen hob sich dadurch ungemein, und
Kaufleute und Juden kommen in den damaligen Urkunden häufig vor.
Konrad II., der Salier.
Nach dem Tode Heinrich's II. kamen die deutschen Fürsten auf einer
Ebene zwischen Mainz und Worms zusammen, um einen neuen König
zu wählen. Die Wahl schwankte zwischen zwei fränkischen Herzogen,
von denen der eine Konrad der Aeltere oder der Salier, der
andere Konrad der Jüngere hieß. Da trat der ältere zu seinem
jüngeren Vetter und sprach also: „Auf uns beide ist die Wahl gerichtet,
darum wollen wir die Ehre unseres Hauses wahren durch Einigkeit.
Erhältst du die meisten Stimmen, so trete ich bei, erwarte aber ein
Gleiches von dir." Der Jüngere versprach dieses, und beide umarmten
sich im Angesicht der ganzen Versammlung. Da stand der Erzbischof