Friedrich I. (der Rothbart).
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hatte fünf Söhne. Der älteste von ihnen, Heinrich, wurde, ob schon
erst 15 Jahre alt, zu seinem Nachfolger gewählt; der zweite, Friedrich,
erhielt die Länder des alten Welf, der dritte, Konrad, diejenigen des
kinderlos verstorbenen Herzogs von Rothenburg; auf ähnliche Weise sorgte
er für den vierten und für den fünften, der noch in der Wiege lag. Dann
zog er (1174) wieder mit einem ansehnlichen Heere nach Italien. Susa
ward hier zerstört, Alexandria jedoch vergeblich belagert, dann ein
Waffenstillstand abgeschlossen, und so ging eine geraume Zeit vorüber.
Der Kaiser begab sich nach Pavia, ein Theil des Heeres aber ging nach
Deutschland zurück, weil seine bestimmte Zeit vorüber war; hierunter war
auch Heinrich der Löwe mit seinen Leuten. Die Friedensunterhandlungen
führten zu nichts, und der Kaiser mußte neue Truppen an sich ziehen,
denn er sah' wohl ein, daß es zum Kampf auf Leben und Tod kommen
würde. Er rief den Löwen, auf dessen Kraft er am meisten rechnete,
wieder zurück, der aber weigerte sich zu kommen. Der Kaiser lud ihn zu
einer Unterredung am C o m e r s e e ein, erinnerte ihn hier an die Pflich¬
ten, die er dem Reich lind der Verwandtschaft schuldig wäre, an die vielen
Beweise der Freundschaft, an den Schutz, den er ihm gegen seine Feinde
gewährt, und bat ihn um Beistand; aber Heinrich dachte an die verlorene
Erbschaft des alten Welf, vielleicht auch an die eigene Erhöhung bei'm
Fall des Kaisers, und blieb unbeweglich. Der Kaiser kannte die Gefahr,
welche ihm in Italien drohete, siel endlich gar vor Heinrich auf's Knie
nieder und bat flehend: „Nur dießmal, Heinrich, verlaß mich nicht!" —
Der Löwe erschrack, wie er den Kaiser vor sich knieen sab, blieb aber
dennoch bei seiner Weigerung. Die Kaiserin aber sprach zu ihrem Ge¬
mahl: „Steh' auf mein lieber Herr; Gott wird dir beistehen, wenn du
einst dieser Stunde und dieses Uebermuthes gedenkest." Nun schieden die
Beiden von einander — der Kaiser wie aus einem Traum erwacht, voll
Grimm, der Löwe voll banger Ahnung der Zukunft; der Kaiser nach
Welschland, der Löwe heim nach Sachsen.
Im Jahre 1176 kam es bei Lignano zwischen den Deutschen und
den Lombarden zur Schlacht. Hart und blutig wurde gekämpft, deni
Kaiser das Pferd unter'm Leibe getödtet, und er verschwand im Getümmel
der Schlacht. Da bemächtigte sich der Schrecken seiner Leute, sie stoben
aus einander, und die Mailänder erfochten den vollkommensten Sieg und
erbeuteten das ganze reiche Lager der Deutschen. Der Kaiser ward schon
von seiner Gemahlin als tobt beweint und betrauert, da kam er am vierten
Tage wieder zum Vorschein.