Full text: Die Geschichte der Deutschen

156 Zweiter Abschn. Von Rudolph von Habsburg bis aus die RcfounaNoii. 
zu Hand (später) trugen sie Röcke mit vierundzwanzig oder dreißig Geren 
(Faltungen) und lange Hoiken (Mäntel), die waren geknäuft vornen nieder 
bis auf die Füß'. Und trugen stumpfe Schuhe. Etliche trugen Kogeln, 
die hatten vornen einen Lappen und hinten einen Lappen, die waren ver¬ 
schnitten und gezattelt. 
Herren, Ritter und Knechte, wann sie hoffahrten, so hatten sie lange 
Lappen an ihren Armen bis auf die Erde, gefüttert mit Kleinspalt oder 
mit Bund als den Herren und Rittern zugehört und die Knechte, als 
ihnen zugehört. 
Die Frauen gingen gekleidet zu Hof und Tänzen mit par Kleidern 
und den Unterrock mit engen Armen. Das oberste Kleid hieß ein Sorkett 
und war bei den Seiten neben aufgeschlissen und gefüttert im Winter mit 
Bund oder im Sommer mit Zendel (Seidenzeuch), das denn ziemlich 
einem jeden Weib war. Auch trugen die Frauen die Burgersen in den 
Städten gar zierliche Höllen, die nannte man Füllen, und war das klein 
Gespense (Gespinnst) von Disselset (Nesseltuch?), kraus eng beisammen 
gefaxten mit einem Saume beinahe eine Spanne breit, deren kostet einer 
neun oder zehn Gulden." Man sieht hieraus, daß der Luxus, besonders 
in den Städten, sehr groß und die Mode auch damals sehr wechselnd war. 
Karl IV. zog auch nach Italien und empfing von dem Kardinal Ostia 
in Rom die Kaiserkrone (1355). In die inneren Angelegenheiten der 
Italiener durfte er sich jedoch nicht mischen, das hatte ihm der Papst ver¬ 
boten. Daher ging er an demselben Tage, als er gekrönt worden war, 
gegen Abend, unter dem Vorgeben, eine Jagdparthie zu machen, aus der 
Stadt und kam nicht wieder, sondern zog nach Deutschland zurück. Die 
Römer waren sehr erstaunt hierüber und einer von ihnen, Petrarka, 
ein berühmter Dichter, schrieb ihm: „was wohl seine Vorfahren, die alten 
deutschen Kaiser gesagt haben würden, wenn sie ihm auf so schimpflichem 
Rückzuge auf dem Alpengebirge begegnet wären?" 
Nach seiner Rückkunft brachte er auf den Reichstagen zu Nürnberg 
und Metz 1366 ein Reichsgesetz zu Stande, durch welches alle Streitig¬ 
keiten bei der Kaiserwahl entfernt werden sollten. Es ist dieses die 
goldene Bulle, also genannt, weil das Reichssiegel, welches an der¬ 
selben hängt, von einer goldenen Capsel umschlossen ist. In demselben 
wird bestimmt: 
1) Der Kurfürst von Mainz soll inner Monatsfrist nach Erledigung 
des Thrones die einzelnen Kurfürsten zur Wabl inner drei Monate nacb 
Frankfurt am Main einladen.
	        
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