216 Erster Abschn, Von der Reformation bis auf den wcstphälischen Frieden.
Land katholisch, dann wurde es lutherisch; der Kurfürst Friedrich III.
führte die reformirte Form ein; fein Sohn Ludwig machte es wieder
lutherisch und da derselbe früh starb und deßhalb sein Bruder Johann
Kasimir die Vormundschaft über dessen Sohn Friedrich IV. führte, wurde
es zuletzt wieder kalvinisch. — Die katholischen Stände verfuhren auf
gleiche Weise. Die Stadt Donauwerth, die früher eine Reichsstadt und
größtcntheils protestantisch gewesen war, kam, weil sie die Katholiken bei
ihren Processionen gestört hatte, in die Reichsacht; der Herzog von Baierm
vollzog dieselbe, bekam die Stadt in seine Gewalt und machte sie wieder
katholisch. — In den östrcichischen Staaten hatte Maximilian II. den
protestantischen Ständen Religionsfreiheit gestattet, blos in der Stadt
Wien mochte er keine evangelischen Kirchen haben, darum gab er ihnen
einige in der Nähe der Stadt aus dem Lande. Ihre Zahl mehrte sich
bald außerordentlich, und Rudolph ließ sich verleiten, dieselben zu ver¬
schließen und den Protestanten in allen östreichischen Städten das Bürger¬
recht zu nehmen. Darüber ward jedoch die Unzufriedenheit so groß, daß
der Kaiser, der ihren Beistand gegen die Türken und gegen die Unruhen
in Ungarn nicht entbehren konnte, für gut fand, diese Maßregeln wieder
zurück zu nehmen. In Kärnthen und Steiermark dagegen setzte der Erz¬
herzog Ferdinand, ein Zögling der Jesuiten, die Gegenreformation
mit -eiserner Strenge glücklich durch. Ueberall standen Protestanten und
Katholiken mit scheelem argwöhnischem Auge einander gegenüber; auf
Leiden Seiten Neckereien, Bedrückung, Klagen, Erbitternng, Wuth. Zünd¬
stoff war 'in großen Massen aufgehäuft, die Spannung auf's Höchste ge¬
diehen; schon fuhren zündende Funken hin und wieder aus, die nur
mit Mühe wieder erstickt wurden. Alles bereitete sich zu einem Religions¬
kriege, zu einem fürchterlich großen Spiel entfesselter menschlicher Leiden¬
schaften. So ging das Jahrhundert der Reformation zu Ende. —
Die protestantischen Fürsten erkannten allmählich die Absichten und
die Macht der katholischen Parthei und schlossen aus Anregung des re-
sormirten Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz einen Bund zum Schutz
und Trutz, die sogenannte Union 1608. Zu demselben gehörten Pfalz,
Hessen, Würtemberg, Baden, Anhalt, Brandenburg, die Markgrafen in
Franken und mehrere Reichsstädte. Der Kurfürst Christian II.- von
Sachsen zögerte mit seinem Beitritt. An der Spitze des Bundes stand
Friedrich von der Pfalz. Selbst mit dem Könige von Frankreich, Hein¬
rich IV., verbanden sich diese Fürsten insgeheim. Der ging gern in dieses
Bündnis;, denn er gedachte die allzugroße Macht des spanisch-östreichifchen