Full text: Die Geschichte der Deutschen

290 Zweiter Äbschn. Von de»> westphälischen Frieden bis auf die neueste ßeit. 
aufgehoben. Da entflohen viele Jünglinge und Männer, welche die Ver¬ 
hältnisse in Deutschland auf eine gewaltsame Weise hatten umändern 
wollen, nach Frankreich und in die Schweiz, unterhielten aber auch von 
dorther heimlich ihre Verbindungen mit ihren Freunden und Gesinnungs¬ 
genossen in Deutschland. In der Nacht des 3. Aprils 1833 versuchten 
sie in Frankfurt a. M. den Bundestag gewaltsam auseinander zu sprengen, 
fanden aber dort durchaus nicht die hierzu nöthige Unterstützung. Viele 
von ihnen wurden gefangen und nach langer Untersuchungshaft strenge 
gestraft; andere flüchteten nach Amerika oder wurden später noch dorthin 
verbannt. 
Vesser gelang die Vereinigung der materiellen Zustände in Deutsch¬ 
land. Aus einzelnen Zollvereinigungen, welche zwischen Vaiern und Wür- 
temberg, zwischen Sachsen, Hannover und Hessen-Kassel, zwischen Preußen 
und Hessen-Darmstadt, dem thüringischen Vereine, einigte sich seit 1833 
nach und nach eine größere Masse deutscher Staaten zu einem Ganzen, 
das endlich, Preußen an der Spitze, über 8,000 Quadratmeilen mit 
28—29 Millionen Menschen umfaßte, und wodurch Hunderte von Schlag¬ 
bäumen, Tausende von Zollwächtern ^ und Gränzaufsehern im Innern 
Deutschlands entbehrlich wurden. Auch Posterleichterungen und besonders 
die Eisenbahnen mit ihren Dampfmaschinen brachten die vaterländischen 
Staaten einander näher. Im Jahre 1835 kam die erste Eisenbahn in 
der Mitte Deutschlands zwischen Nürnberg und Fürth eine Meile lang 
zu Stande; zehn Jahre später waren schon 3—400 Meilen im Betriebe. — 
In Frankreich war inzwischen der Bürgerkönig Louis Philipp durch 
seinen Eigennutz und dadurch, daß er die Rechte des Volkes, welche dieses 
in der Constitution festgesetzt und gewahrt glaubte, mehrfach verletzte, so¬ 
wie durch die immer mehr steigenden Staatsausgaben re. abermals verhaßt 
geworden. Es entstanden Unruhen, die in offenen Ausruhr übergingen, und 
am 24. Februar 1848 mußte der König von Frankreich eiligst aus dem 
Lande flüchten, das Volk brach wüthend in die Tuillerien ein und ver¬ 
brannte selbst den königlichen Thron. Die Republik ward proclamirt, und 
Ludwig Napoleon, der Sohn des ehemaligen Königs von Holland, 
als Präsident derselben erwählt. 
Die Nachricht von der neuen französischen Revolution flog durch die 
deutschen Gauen wie ein Blitz und entzündete ebenso die Gemüther. Der 
Bundestag wandte sich am 1. März an's deutsche Volk und ermahnte es, 
treu zu seinen Fürsten zu stehen; er begehrte zugleich Abgeordnete der 
Nation zur Entwerfung einer neuen Verfassung, welche einer National-
	        
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