Unruhen in Deutschland.
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Versammlung zur Genehmigung vorgelegt werden svlle. Auch Preßfreiheit
ward unter Garantieen gestattet. In Heidelberg hatten sich 51 Mit¬
glieder verschiedener deutscher Kammern versammelt und zu dem Vorpar¬
lament nach Frankfurt a. M. eingeladen. Dieses ward daselbst am
31. März von ungefähr 500 Männern in der Paulskirche eröffnet. Nach
vier Tagen löste sich dasselbe wieder auf, ließ aber einen Ausschuß voll
50 Mitgliedern zurück, um mit dem Bundestage gemeinschaftlich gewisse
strenge Gesetze aufzuheben und das Nationalparlament zu vermitteln und
zu beschleunigen. Dieses ward am 18. Mai in der Paulskirche feierlich
eröffnet. Inzwischen hatten Hecker, Struve, Siegel und ihre An¬
hänger von der Schweiz aus in dem südwestlichen Deutschland einen all¬
gemeinen Aufstand zu erregen gesucht, um auch in Deutschland die republi¬
kanische Verfassung überall einzuführen. Ihre Schaaren wurden jedoch
im Badischen durch reguläre Truppen gesprengt. Leider verlor hierbei
der General Fr. von Gagern das Leben. Struve ward später ge¬
fangen. Eine Menge Volksbewegungen in den kleineren deutschen Staaten
erfolgten, waren jedoch meistens unblutig. Nicht so in den beiden größten^
Oestreich und Preußen.
In Wien verlangte man öffentliche Rechnung über den Staatshaus¬
halt, gemeinsame Volksvertretung, Preßfreiheit, öffentliches Gerichtsver¬
fahren, Gleichstellung der Confessionen re., und da die Staatscanzlei vorerst
nur aufschiebend antwortete, brach am 13. März der Aufruhr los. Alan
forderte jetzt noch Verantwortlichkeit der Minister, Entfernung der Jesuiten
und des Staatscanzlers, Fürsten Metternich. Das Militär rückte heran,
ward beschimpft und gab Feuer. Die Masse wich augenblicklich zurück,
bewaffnete sich jedoch, und es entstanden Kämpfe in den Straßen. Da
legte der Fürst Metternich seine Stelle nieder, die Linientruppen zogen
sich aus der innern Stadt zurück; die Studenten durften sich aus dem
bürgerlichen Zeughaus bewaffnen, und die Bürgerwehr stellte die äußere
Ordnung her. Preßfreiheit, bald auch eine völlige Constitution wurden
zugesagt. In Prag ging's auf ähnliche Weise. Auch die Ungarn stellten
ihre Forderungen. Man hoffte durch Nachgiebigkeit auf sie zu wirken;
der Kaiser versprach die Genehmigung der meisten ihrer Bitten. Am
26. Mai erschien auch in Wien ein Verfassungsgesetz, und da das Volk
mit diesem nicht zufrieden war, ward am 15. Mai ein anderes zugesagt.
Aber am 17. Mai ging der Kaiser ganz heimlich mit seiner Familie nach
Jnsbruck zu seinen treuen Tyrolern und erklärte von dort aus, er werde
nicht eher zurück kehren, bis seine Minister Alles geordnet hätten, w'as
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