294 Zweiter Abschn. Von dem westphälischcn Frieden bis aus die neueste Zeit.
und in ben Herzogthümern war man sehr entrüstet hierüber; Dänemark
aber, von Rußland angetrieben, steigerte seine Forderungen immer mehr
und kündigte den 26. Februar 1849 den Waffenstillstand aus, verlor aber
bei Eckernförde seine zwei beßten Kriegsschiffe und über 1,000 Mann,
die theils in die Luft flogen, theils gefangen genommen wurden. Nassauer
Artillerie hatte sich hier besonders ausgezeichnet. Am 13. April wurden
die Düppeler Schanzen durch Baiern, Sachsen und Hannoveraner ge¬
stürmt. Aber spater ward der Krieg auf eine lahme Weise fortgeführt,
tind während in Deutschland die Kinder auf den Straßen sangen: „Schles¬
wig, Holstein, stammverwandt", blieben diese Länder am Ende sich doch
selbst überlassen, mußten sich den Dänen unterwerfen und behielten die
Aussicht, mit der Zeit an Rußland zu kommen.
Wegen des Malmö er Waffenstillstandes entstand in dem Frank¬
furter Parlament ein ungeheurer Aufruhr; aber trotz alles Lärmens und
Tobens, trotz des Abgangs des Reichsministeriums, trotz alles Protestirens
ward derselbe doch endlich genehmigt. Da ward den 17. September auf
der Psingstweide bei Frankfurt eine große Volksversammlung gehalten,
und am 18ten suchten die Massen in die Paulskirche selbst einzudringen.
Da dieses nicht gelang, so wurden in den Straßen der Stadt Barrikaden
errichtet. Unterdessen war noch mehr Militär aus Mainz herbei gerufen
worden, es entstand ein Straßenkampf, in welchem jedoch die Demokraten
bald unterlagen. Zwei Mitglieder des Parlaments, Lichnowsky und
Auerswald, wurden an diesem Tage von wüthenden Haufen auf grä߬
liche Weise ermordet. In Baden machten die Freischaaren unter
Struve vom 21—2Osten einen Einfall, wurden aber ebenfalls bald aus¬
einander gesprengt.
Oestreich befand sich während dieser Zeit in der bedenklichsten Lage.
Die Lombardei war in offenem Aufruhr; die Ungarn empörten sich; die
Böhmen waren nur halb beruhigt. Der Kaiser war aus Wien geflüchtet,
die Zugeständniffe, welche er gegeben, wurden wenig beachtet und das
neue sehr liberale Ministerium konnte auch nicht viel ausrichten. Die
Ungarn hielten Reichstag für sich, schufen sich Papiergeld und beriefen
ihre Landwehr. Der Kaiser schickte den Grafen L amb erg als General-
commandanten aller Truppen nach Pesth, doch dieser ward daselbst am
29. September 1848 am Hellen Tage niedergesäbelt, und mit Oestreich war
gebrochen. Kossnth ordnete die Landesvertheidigung, und Iellachich,
der gegen die Ungarn gezogen war, ward bei P e st h von ihnen geschlagen
und flüchtete durch den Bakonyer Wald nach der Gränze Oestreichs zurück.