fullscreen: Grundzüge der allgemeinen Erdkunde

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Dehnbarkeit der atmosphärischen Lust. 
hältnissen thun, diese Volumen bei. Die Lust ist jedoch einer von 
den Körpern, welche diese beiden Eigenschaften haben. Wenn wir eine 
Spritze nehmen und sie an dem Ende, welches gewöhnlich offen ist, ver¬ 
stopfen, so wird der Stempel durch eine geringe Kraftanstrengung ziemlich 
weit hinab getrieben werden können. Die in der Röhre oder Spritze ein¬ 
geschlossene Luft erleidet daher einen Druck. Sobald aber der Druck 
auf den Stempel entfernt wird, nimmt die Luft ihren früheren Umfang 
wieder ein, und der Stempel wird in seine anfängliche Lage zu¬ 
rückgedrängt, woraus wir sehen, daß die Lust die Eigenschaft der Elasti- 
eität hat. 
Die Dehnbarkeit oder die Fähigkeit, unter besonderen Umständen einen 
weit größeren Raum einzunehmen, als dieß unter gewöhnlichem Druck ge¬ 
schieht, ist eine weitere Eigenschaft der atmosphärischen Luft. vi. Ure hat 
berechnet, daß die bei Entzündung des Schießpulvers freiwerdenden Gase 
durch die Hitze so verdünnt werden, daß sie mehr als LOOOmal den Raum 
des Pulvers selbst einnehmen; und Herr Bohle trieb die atmosphärische 
Lust so weit auseinander, bis sie beinahe 14,000mal mehr als ihren ge¬ 
wöhnlichen Umfang hatte. 
Zwei Agentien wirken hauptsächlich ans die Ausdehnung der Lust: 
Hitze und Verminderung des Drucks. Wenn eine Blase, die nur eine 
kleine Quantität Lust enthält, eine kurze Zeitlang der Feuerhitze ausgesetzt 
wird, oder wenn man kochendes Wasser darauf gießt, so wird sich die Luft 
ausdehnen und es wird seyn, als ob die Blase durch Luft im gewöhnlichen 
Zustand der Dichtigkeit gänzlich aufgefüllt wäre. Ebenso, wenn die Blase 
unter dp» Recipienten einer Luftpumpe gebracht und ein Theil der darauf 
drückenden Luft entfernt wird, wirst sich die innere Lust ausdehnen und die 
Blase vollkommen füllen. 
Aus diesen Sätzen geht hervor, daß die Luft je nach den Umständen, 
unter denen sie erscheint, eine verschiedene Dichtigkeit haben kann. In deni 
Beispiel der Verdichtung (Kondensation), das wir anführten, war ihre 
Dichtigkeit groß, in dem der Verdünnung klein; und dasselbe gilt von der 
Atmosphäre, denn ihre Dichtigkeit in irgend einer Höhe steht in genauem 
Verhältniß zu dem Druck, den die darauf liegende Luftniasse übt. Da die 
Luft sehr elastisch ist, so erleidet sie in den niederen Regionen, wo sie 
einen großen Druck auszuhalten hat, eine beträchtliche Verdichtung, und 
dehnt sich in den höheren Regionen um so mehr aus, weil dort keine Kraft 
vorhanden ist, die ihre Elasticität hemmen könnte. Es folgt daraus, daß 
die unmittelbar mit der Erde in Berührung stehende Luftschichte dichter ist, 
als jede über ihr befindliche, weil sie einen größeren Druck erleidet, und 
ihre Theilchen demzufolge in engere Berührung gebracht werden; mit
	        
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