Einleitung.
§. 1. Der Name Geographie (yicoygcupia, sowie das Zeitwort y«x>-
ygcuptlv, von yea, yij und ygacyfiv) bezeichnet ebensowohl eine Erdbeschrei¬
bung durch Worte, als einen Erdabriss durch Zeichnen, das Entwerfen
einer Landkarte, welche nlva'S, ytMygacfcxog oder blos nivu'%, bei den Rö¬
mern auch pinax oder blos tabula heisst. Beides ist die Sache des yioj-
yQcupog, geogräphus, oder Erdbeschreibers.
§.2. Die Geographie oder Erdbeschreibung ist eine Darstellung
der Beschaffenheit der Oberfläche unsers Weltkörpers, und wird in ma¬
thematische, physische und politische getheilt. Letztere ist
theils Chorographie (yto^oy^ucpla), theils Topographie (zonoyQu-
theils E t h n o g r a p hi e. Die alte Geographie ist eine Darstel¬
lung der gesammlen Erdkunde der Alten, namentlich der Griechen und
Römer, von den ältesten Zeiten bis zur Vernichtung des weströmischen
Reichs (476 n. Chr.) herab, besonders aber mit Rücksicht auf den Stand
der geograph. Kenntnisse im Zeitalter des Augustus und seiner nächsten
Nachfolger, als dem Höhenpuukte der römischen Weltherrschaft.
§. 3. Die Geschichte der alten Geographie zerfällt in 4 Pe¬
rioden : 1) Mythische Geographie vom Anfang der griech. Kultur bis zu
Herodotus oder bis 444 v. Chr. 2) Historische Geographie von Herodotus
bis Eratosthenes, von 444 bis 276 v. Chr. 3) Systematische Geographie
von Eratosthenes bis Ptolemäus, von 276 v. Chr. bis 161 n. Chr. 4) Ma¬
thematische Geographie von Ptolemäus bis zum Sturze des weströmischen
Reichs und Stephanus Byzantinus, von 161 bis 476 n. Chr.
1. Periode.
§. 4. Die ersten geograph. Andeutungen finden wir bei den ältesten
Dichtern der Griechen. Der Charakter dieser mythisch-poetischen Geo¬
graphie ist bei aller Richtigkeit einzelner Angaben im Ganzen doch nur
eine willkiihrliche Zusammenstellung der vorhandenen Nachrichten zu einem
dichterischen Ganzen. Nach Homerus (um’s J. 1000 v. Chr.) ist die
ganze Erdscheibe (vgl. §. 25) von einem grossen Strome ’Sixfuvog um¬
flossen, der im W. eine Einströmung in das vom Lande umgebene Meer
hat, und im 0. eine grosse Bucht (den Sonnenteich: s. unten) bildet. Den
Forbiger, Leitfaden. 1