Full text: Die Völker und Staaten der Erde (II)

Volks- uní* Staats-Verhältnisse. §. 47. Staatseinrichtiingerr. 459 
In Ungarn, wo die Gesetzgebung aufs genaueste mit 
der politischen Verfassung zusammenhängt, gilt das Corpus 
juris hungnrici, eine im Mittelalter begonnene lUld durch die 
seitherigen Rcichstagsbeschlüsse vermehrte Sammlung von Ge¬ 
setzen und Ordnungen, nächstdem (seit 1769) das Plenum cu¬ 
ríale, eine als gesetzlich gültig anerkannte Sammlung von 
Observanzen und gerichtlichen Entscheidungen, sodann die Sta¬ 
tuten der königlichen Freistädte für den Bereich ihres Bannes. — 
In Siebenbürgen haben ebenfalls nur die gesammelten 
Reichstagsbeschlüsse allgemeine gesetzliche Gültigkeit; daneben 
die Statuten der Freistädte und Taxal-Orte, so wie das Mu¬ 
nizipalrecht der Sachsen; jedoch werden von diesen letzteren 
auch die Gesetzbücher der deutschen Provinzen in Anwendung 
gebracht. 
In den deutschen, slavischen und italiänischen Landen 
geht der gewöhnliche Rechtsgang durch drei Instanzen. — 
In der ersten entscheiden für alle nicht-adelige und nicht¬ 
geistliche Personen die Ortsgerichte, für Adelige, Geistliche, 
Besitzer ständischer Güter, Ordensritter, landesfürstliche Ort¬ 
schaften und Institute, Kapitel, Klöster, Corporationen rc. die 
7 landesherrlichen Landrcchte (Landgerichte), die 3 fürstlichen 
in Schlesien und die 9 Stadt- und Landrechte; — in zwei¬ 
ter Instanz die 9 Appellations- und Kriminal-Obergerichte zu 
Wien, Klagenfurt, Prag, Brünn, Lemberg, Innspruck, Mai¬ 
land, Venedig und Zara; — in dritter die oberste Justiz- 
stelle zu Wien. 
In Ungarn und in Siebenbürgen bei dem Magyaren 
und Szeklern wird die erste Instanz durch die Herreustühle 
der Edelleute, die Stuhl- und Vice-Stuhlrichter, die Komi¬ 
tatsgerichte rc. gebildet, — die zweite durch die königliche 
Tafel zu Ofen, die Banal-Tafel zu Agram, den Personal- 
und Tavernical-Stuhl zu Ofen und die königliche Gerichtstafel 
zu Marosch-Vasarhely, — die dritte durch die Septemviral- 
Tafel in Pesth und das Gubernium zu Klausenburg. — Bei 
den Sachsen in Siebenbürgen entscheiden in erster Instanz 
die Magistrate, Stuhl-, Stadt- uud Königsrichter, in zwei¬ 
ter ein von der sächsischen Universität gebildetes Gericht. 
». Novn Erdkunde. III. 2. qn
	        
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