Völker- u. Staatsverhältniffe. §.ll. Ethnographische Umrisse. 955
10. Die Griechen allein schätzt man ans 4 Millionen
S. Sie bilden die Hauptmasse der Bevölkerung Kleinasiens,
sind hier in allen Küsienlandschaften sehr zahlreich, und die
fleißigsten, häufig auch die wohlhabensten Landbauer Nato-
liens. Sie haben indeß hier in Asien ihre Nationalität und
Sprache fast ganz aufgegeben, und sich den Türken, soweit
dies die Religionsverschiedenheit gestattete, möglichst assimilirt.
Weniger ist dies in der europäischen Türkei gescheheit, wo sie
1,1S0000 K., also doppelt so stark als ihre Herren und Über¬
winder sind. Man schätzt ihre Zahl in Thessalien und Epirus
auf 400000, in Mazedonien auf 300000, in Thrazien auf
200000 und in Kandia und auf den übrigen ägäischen Inseln
auf 280000. -
11. Die Albaneser zählen ebenfalls 1,600000 Seelen,
und finden sich nicht allein in der westlichett Küstenlandschaft,
deren Namen sie tragen, sondern auch, als Söldner, Be¬
amte rc., zerstreut in allen europ. Provinzen südw. der Donau.—
12. Die Wlachen sind noch weit zahlreicher, und be¬
völkern nicht nur die beiden Fürstenthümer an der unteren
Donau, sondern auch, unter verschiedenen Benennungen (Zin-
zaren rc.), alle übrigen europäischen Provinzen. —
Am zahlreichsten aber sind
13. Die slavischen Bewohner der Türkei. Siege¬
hören indeß, wie die beiden zuletzt genannten Völker, aus¬
schließlich dem europäischen Theile des Reichs an. Sie bil¬
den die Mehrzahl, ja fast die ausschließliche Bevölkerung in
allen nordwärts des wasserscheidenden, sogenannten Hämus-
Gebirgszuges liegenden Landschaften, und zerfallen sprachlich
in die bulgarischen Slaven (3,400000 K.) in Bulgarien
und in die Serben (2,600000 K.), zu denen nicht allein
die eigentlichen Servier (900000 K.), sondern auch die nur
dialektlich von ihnen geschiedenen Montenegriner (Czerna-
góralen), die Bosnia ken und Raszier (875000 K.) und
die sogenannten „Kroateil", die Bewohner der Herzego¬
wina und der angrenzenden albanesischen Distrikte (400000 K.)
gehören, welche letzteren, ungeachtet des gleichklingenden Na¬
mens, nicht den ungrischen Kroaten oder Chorwaten beizu-
v. Roo» Erdkunde. III. 2. 61