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2. Nun ist Feierabend. Sie eilen alle nach Hause. Auch der
Vater ist dabei. Wir hören ihn schon auf der Treppe; denn wir
kennen seinen Schritt. Wir eilen ihm entgegen. Dann freut er sich
jedesmal. Er nimmt uns bei der Hand und geht mit uns hinein
zur Mutter.
3. Die Mutter hat den Sessel schon für ihn zurecht gesetzt. Darin
sitzt er gerne. Gertrud holt ihm die Pantoffel, Fritz bringt ihm die
Pfeife, ich reiche ihm die Zeitung dar. So! — Nun hat er es bequem!
4. Er schallt tu der Stube umher und fragt nach unserem Karl.
Der steht in einer Ecke und macht kein fröhliches Gesicht. Die Mutter
möchte gern verschweigen, wie ungehorsaul luld trotzig er heute gegen
sie gewesen ist, aber nein, sie darf es nicht. Der Vater mutz es
wissen.
5. Sie sagt es ihm. Da wird der Vater ernst und traurig. Er
schweigt und sieht den Knaben lange an. Dann sagt er: „Mutzt tut
iitti so meinen Feierabend verderben?"
6. Das tut dem Knaben weh, viel weher als Schläge. Er deilkt
deil ganzen Abend und nocí) die halbe Nacht darail: „Mutzt du mir
so meinen Feierabend verderben?" — Nein! Morgen wird er es
besser machen. Maria Weinand.
33. Das kranke Schwesterchen.
1. Am Doktorhause schellte es. Da stand Werner und sagte
ganz traurig: ,,Der Herr Doktor möge doch gleich mitkommen zu
keuchen. Gestern hat sie wieder so froh mit uns gespielt, und heute
ist sie sehr krank.“
Der Doktor zog seinen Pelzrock an, setzte seinen Hut auf und
ging mit.
2. Da lag lieb keuchen im Bett, hatte glutrote Backen und
ganz heiße Händchen. Vater und Mutter waren bei ihr, auch die
anderen Geschwister. Alle sahen sehr betrübt aus. Der Doktor
untersuchte das Kind, zählte den Puls und schrieb ein Rezept.
Werner lief gleich damit zur Apotheke, und kiebhold sollte Eis holen.
Frieda durfte auf keuchen achtgeben, wenn die Mutter in die Küche
gehen mußte. Alle freuten sich, daß sie etwas für ihr Schwesterchen
tun konnten. In der Nacht wachte die Mutter bei ihm.
Ada Linden.