Das britische Reich.
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stcn Segnungen über alle verbreiten, welche dieses wohlthätige
HauS verwalten. DaS ist mein täglich Gebet. Ich fürchte nur,
ich mißbrauche Ihre Geduld; aber mein Herz — ach! es ist so
voll, daß ich nicht aufhören möchte zu schreiben."
Einer der größten Vereine Englands ist die Bibelgesell¬
schaft, die 1804 gestiftet wurde, und den Zweck hat, die heilige
Schrift möglichst zu verbreiten, und zwar nicht allein in Eng»
land, sondern auf der ganzen Erde. Darum hat sie fast in al¬
len Landern Töchtergesellschaften, die eben dahin wirken, und von
der Muttergcsellschaft mit Bibeln und Geld unterstützt werden.
Das dazu erkaufte Haus trägt den in London gewöhnlichen Cha¬
rakter der Größe. Zn dem Erdgeschoß sind die Expeditionszim-
lncr; darüber die Bibliothek, wo die Exemplare der Bibel in al¬
len Sprachen, in welche man sie bis setze übersetzt hat, aufgestellt
sind. Daneben der große Versammlungssaal; neben und über
demselben die verschiedenen Büreau's für die Secrctaire und Ge¬
hülfen. Zn dem Nebengebäude ist das große, durch Z Stockwerk
gehende Magazin und die Niederlage aller der Bibeln und neuen
Testamente, welche auf Kosten der Gesellschaft gedruckt und meist
gebunden versendet werden. Man sieht mit Erstaunen die uner¬
meßlichen Vorräthe und Räume an, die sich täglich leeren und
füllen. Ebenso merkwürdig ist der herrliche Mechanismus, mit
dem die Ballen und Kisten zur Reise durch die halbe Erde sorg¬
fältig verpackt, gewogen, auf- und abgewunden, dann zu dem
unteren Thore hingerollt werden, um an den Ort ihrer Bestim¬
mung zu gelangen. Wer mag zählen, wie viele Hände das Alles
in Papierfabriken, Druckereien, Schriftgießereien, wie viele Ar¬
beiter von allen Gewerken es täglich beschäftigt, und schon dadurch
segensreich wirkt? Wie ausgebreitet diese Gesellschaft wirke, kann
man schon daraus abnehmen, daß sie schon vor 10 Zähren jähr¬
lich fast 500,000 Rthlr. ausgab, ohne das zu rechnen, was durch
die Tochtergesellschaften geschieht.
Bei unsern Wanderungen durch die Stadt fallen uns die
freundlichen Plätze auf, die hier den Namen Squares (Squärs)
führen und sich am meisten in Westminster finden. Fast auf al¬
len öffentlichen Plätzen nämlich hat man den mittlern Raum zu
Gartcnanlagen oder zu Graspflanzungen benutzt. Meist sind diese
Squares zirkelrund, länglichrund oder viereckig. Manche sind öf¬
fentlich, und dann den ganzen Tag über mit einer Menge kleiner
Kinder bedeckt, die hier unter der Aussicht ihrer Wärterinnen ihr
Wesen treiben. Die meisten aber sind mit eisernen Gittern ein¬
gefaßt, mit Spatziergängen durchzogen, die den Platz zierlich
durchschlängeln und mit Kiessand bestreut sind, mit den schönsten
Sträuchern und Blumen bepflanzt, auch wohl durch Bildsäulen
und Denkmäler verherrlicht. Zu solchen Squares haben bloß die
Besitzer der umliegenden Häuser den Schlüsiel.