Das britische Reich. 
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Wenn wir in Westminster die Palläste der Großen gefunden 
haben, so finden wir dagegen in der City alles, was auf Han, 
del und Gewerbfleiß Bezug hat, zusammengedrängt. Oestlich von 
der Paulskirche sehen wir zwei ungeheure Gebäude einander gegen, 
uberliegen, welche für den englischen, wie für den ganzen irdi, 
schen Handel als das Herz betrachtet werden können; die Bank 
und die Börse. Welche; gewaltige Summen gehen nicht täglich 
in der Bank ein und aus! Welche große Gewölbe sieht man 
hier nicht theils von schweren Goldbarren, theils von Säcken mit 
Silbergeld, theils von Banknoten strotzen! Unaufhörlich hört 
man das Klimpern des Geldes, das auf die Tafel geworfen wird, 
um das Aechte von dem Falschen zu sondern. In der Börse, 
einem großen Gebäude, das ein großes Viereck einschließt, welches 
von bedeckten Gängen und Hallen umgeben ist, findet man täg, 
lich von 2 — 4 Uhr das größte Gewühl. Die großen Banquiers 
haben ihre bestimmten Plätze. Um sic herum stehen unzählige 
Menschen, die mit ihnen Geschäfte abmachen wollen. Welcher 
Ausdruck in den Gesichtern der sich hier drängenden Menschen! 
Wie spiegelt sich auf ihren Zügen Begierde, Furcht, Angst, Hoff, 
nung, Freude ab, je nachdem die Papiere steigen oder fallen, ober 
ihre unternommenen Geschäfte einen glücklichen oder unglücklichen 
Ausgang genommen haben! In dem Erdgeschoß der Börse sind 
eine Menge von Tabernen, Zeitungserpedilionen und sehr besuch, 
ten -Kaffeehäusern, die voll Kaufleute sind, welche theils Geschäfte 
abmachen, theils die Tagcsblätter aufmerksam lesen. Unter die, 
sen Kaffeehäusern ist Lloyd's Kaffeehaus das berühmteste. 
Es führt aber nicht den Namen mit der That; denn Kaffee ist 
da so wenig als andere Erfrischungen zu haben, sondern der ziem, 
lieh große Saal, voll kleiner Mahagonylische und abgcschloffener 
Sitze ist nur für Handelsgeschäfte bestimmt. Alle Kaufleute näm, 
lich, die diesen Ort dazu benutzen wollen, zahlen dafür jährlich 
etwas Gewisses; dafür haben sie das Recht, hier sich aufzuhalten, 
Geschäfte abzuschließen, und die Nachrichten zu lesen, die hier 
aus allen Gegenden der Erde zuerst einlaufen. Zst ein Schiff un, 
tergegangen, oder eins gekapert morden, oder sind die Preise der 
Waaren gestiegen oder gefallen, so erfährt man das hier zuerst. 
Für den Fremden ist eS besonders interessant, auf der Bör>e alle 
europäischen Sprachen reden zu hören und Menschen nicht nur 
aus allen Theilen Europa's, sondern selbst Asiaten und Afrikaner 
zu sehen. 
Von dem Getümmel der Bank und der Börse wenden wir 
unS nach Westminster, in dessen Mitte ungefähr wir das große 
britische Museum besuchen. Hier ist fast alles, was der 
König von literarischen und Kunstschätzcn besitzt, zusammenge, 
bracht worden, und wollten wir uns hier einigermaßen genau um, 
sehen, so würden wir in mehreren Wochen nicht fertig werden.
	        
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