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Das Königreich Portugal.
1. Entre Min ho e Duero.
ist ein sehr wohl angebautes Land. Die Berge sind mit
Fichtenwäldern bewachsen, die Thäler sehr gut angebaut; überall
schlingen sich Weinreben an Hecken und Bäumen in die Höhe.
Je mehr man sich der Stadt
O Porto (spr. Uporto) oder Porto nähert, desto häu¬
figer und bester werden die Dörfer; endlich steht man am Ufer
des Duero, der Stadt gegenüber. „Es ist ein außerordentlicher
Anblick, wenn man an einem steilen Berge zwischen zerrissenen
Felsen eine große Stadt mit unzähligen Kirchen und Thürmen
entdeckt, wenn man auf rauhen Bergen zwischen Fichtenwäldern
Gärten, Gebäude, Kirchen findet, wenn man herab auf den schö¬
nen, reißenden Strom voll Schiffe sieht, das Getümmel, die Thä¬
tigkeit der Menschen in Gegenden bewundert, welche die Natur
wilden Thieren zur Wohnung bestimmt hatte." Porto überrascht
durch seine erhabeneLage. Sie ist nächst Lissabon die größte Stadt
des Reichs, und hat etwa 40,000 Einwohner*). Die meisten
Straßen sind krumm, eng, schmutzig und, bergan gehend. Der
schönste Theil der Stadt ist oben auf dem Hügel, wo man in
einer englischen Stadt zu seyn glaubt; so reinlich ist hier alles.
Da Porro eine Handelsstadt ist — sie liegt ja an der Mündung
des Duero in das Meer —, so halten sich hier sehr viele Eng¬
länder auf, wodurch der gesellige Ton etwas verbessert ist. Die
See ist von der Stadt fast 1 Stunde entfernt; dennoch können
die Seeschiffe bis zur Stadt kommen. Von Porto hat der Wein
den Namen, der besonders nach England so häufig ausgeführt wird;
aber er wächst nicht hier, sondern am oberen Duero.
Die ganze Provinz ist überaus reizend. „Kein Reisender
wird diesen reizenden Winkel der Erde, der unter den Schönhei¬
ten des heißen Klima alle Erfrischungen des Nordens darbietet,
im Sommer ohne Entzücken durchreisen." Sie wird von den Por¬
tugiesen eines heißen Bades wegen im Sommer häufig besucht;
aber auch selbst in Badeörtern verlieren die guten Leute ihre steife
Nationalität nicht. Der Adel, so arm er auch meist ist, bleibt
stets für sich, und langweilt sich lieber, als daß er sich mit den
Nichtadelichen abgäbe **). Eine Dame von Rang geht nie an-
*) Fast alle geographische Handbücher geben 50 - 70,000 an. Link
aber sagt, 1801 habe sie nur 30,000 gehabt. Mehr wie um 10,000 hat
sich die Zahl seitdem gewiß nicht vermehrt, man müßte denn die nahe da¬
bei liegenden Flecken, die auch 20,000 Menschen enthalten, dazu rechnen.
**) C’est tout conune cliez nous! Zn vielen unsrer Badeörter, wo
doch alle Badegäste Eine Fanülie ausmachen sollten, ist es nicht anders,
und besonders der weibliche Adel glaubt sich herabzulassen, wenn er mit
Richtadlichen umgeht. Ob das ein Beweis von Geistesbildung und Ver-