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Die europäische Türkei. 
auf der linken Seite: 
die Sireth, die aus Gallizicn kommt, und 
der Pruth, der die Gränze gegen Rußland macht. 
Die übrigen Flüffe sind Küstenflüsse. Der größte darunter ist 
die Maritza in Nomanien. 
Producte: Das Land bringt, selbst bei dem schlech¬ 
ten Anbau, viele Früchte hervor; außer den gewöhnlichen Ge- 
treidcarten auch Mais und Reis. An Baumwolle ist beson¬ 
ders Makedonien sehr reich. Südfrüchte, besonders schöner 
Wein, Rosinen und Korinthen, wachsen fast überall in Menge. 
Unter den Mineralien ist besonders der Meerschaum, ein Art 
von Talk, zu merken. 
Einwohner: Hierbei müssen wir uns mehr aufhalten, 
weil sie sich von den übrigen Europäern in Sitten, Kleidung und 
Charakter ganz unterscheiden. Das herrschende Volk sind die 
Türken, schön gewachsene, wohlgebildete Menschen, mit leb¬ 
haften Augen und stolzem, gebieterischem Wesen. So lebhaft 
sie sind, wenn sie durch irgend eine Leidenschaft in Bewegung 
gesetzt werden, so träge sind sie, wenn das nicht der Fall ist. 
Stundenlang können sie auf einem Flecke sitzen, mit nichts als 
mit Rauchen beschäftigt. Sie besitzen dabei einen großen Stolz, 
halten sich für das erste Volk der Erde, und glauben nament¬ 
lich weit über den übrigen Europäern zu stehen, denen sie den 
Namen der Ungläubigen geben. In Wissenschaften und Kün¬ 
sten sind sie sehr unerfahren, aber sic pflegen vielen natürlichen 
Verstand zu haben. Ihr Herr heißt Sultan. Ihm gehört 
das Leben, das Glück und das Eigenthum aller seiner Unter¬ 
thanen. Er braucht nur zu winken, und den bezeichneten 
Opfern wird der Kopf abgeschlagen. Zugleich ist er der Erbe 
jeder Familie. ,, Stirbt ein Vater, so geht das Vermögen nur 
dann, wenn der Sultan es erlaubt, auf die Kinder über. 
Wer die Ehre hat, mit ihm sprechen zu dürfen, muß sehr 
schnell gehen, weil langsamer Gang ein Zeichen der Hoheit 
ist, und viele Ceremonien beobachten; selbst der erste Minister 
muß dreimal das Knie beugen. In der Regel ißt er ganz allein, 
selten mit feinen Kindern und Frauen. Jeden Freitag ist ihm 
eine heilige Pflicht, in die Moskee (Tempel) zu gehen; sonst 
kommt er selten aus seinem Pallaste. Hat er gerade keine
	        
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