Die europäische Türkei.
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Citronen bereitet, und mit Zucker vermischt. So ist ungefähr
auch die Mahlzeit jedes Türken von Stande.
Da der Genuß des Weines den Muhamedanern unter¬
sagt ist, und sie sich doch gern berauschen, so genießen viele
von ihnen das Opium, was aber bei den Türken für ein La¬
ster, wie bei uns der Trunk, gehalten wird. Die Menschen,
die sich diesem Laster ergeben, heißen hier Teriaki. Man
findet ihrer täglich mehrere vor den Buden, in denen das
Opium verkauft wird. Ihre Gesichter sind blaß und hager,
und alle ihre Muskeln befinden sich in einer sichtlichen Ab¬
spannung. Viele haben eiternde Beulen an der Stirne, am
Halse oder im Nacken, andere leiden an krampfhaften Verzu¬
ckungen, noch andere sind an einem Arme oder einem Beine
gelähmt. Zu ihrer Entschuldigung sagen sie, das Opium ver¬
sehe sie in eine sanfte, freudige Schwärmerei, in einen Zu¬
stand des Entzückens, der alles nur erdenkliche Glück weit
hinter sich lasse.
Das größte Glück für den Türken ist träge Ruhe des
Geistes und des Körpers. Daher pflegen nur jungt' Leute
körperliche Uebungen anzustellen. Diese reiten gern, und üben
sich in Kricgsspielen. Das gewöhnlichste Spiel derselben ist
das Djerid, d. i. das Werfen mit dem Spieß. Sie üben
sich im vollen Jagen mit dem Spieß nach einem Ziele zu
werfen, und zeigen dabei eine..staunenswürdige Gewandtheit,
die man bei unsern Reitern nie sieht. Auch mit der Pistole
und dem Bogen zu schießen, sind sie ungemein geschickt. Die
Frauen halten sich für die Beraubung ihrer Freiheit durch
Spiele in dem Harem schadlos, lassen auch wohl zuweilen
Tänzerinnen kommen, die sehr geschickte Sprünge machen, auch
wohl chinesische Schattenspiele aufführen oder eine magische
Laterne mitbringen. Kartenspiele sind bei den Türken nicht
üblich, aber das Schach- und Damenspiel, und selten wird
dabei Um Geld gespielt. Sie spielen selten ein Instrument,
und sind doch leidenschaftliche Freunde der Musik; sie unter¬
halten daher oft Musiker, und bezahlen sie sehr freigebig.
Die lärmende türkische Musik ist ja auch bei uns bekannt; je
größer das Getöse, desto lieber ist es ihnen. Doch lieben sie
diese Musik nur im Freien; die Musik in den Zimmern da-