6 Die Erde als mathematischer Körper.
die beiden festen Linien, nach welchen die Lage sedes Punktes
auf der Erdkugel bestimmt werden kann. Der Abstand vom
Aequator cheißt Breite und ist entweder nördliche oder
südliche: der Abstand vom ersten Meridian heißt Länge,
und diese ist entweder östliche oder westliche. — Die Aus¬
messung der Breite wird nach der Gradabtheilung des ersten
Meridians, doppelt; der Länge nach der Gradabrheilung des
Aequators bestimmt. Der Aequator wird nach mathematischem
Gebrauch in 360°, jeder Grad in 606 jede Minute in 60"
getheilt. Der löte Theil eines solchen Grades ist gleich einer
«cvgr. Meile und die Minute ist gleich i der geogr. Ml. Der
erste Meridian aber wird als Halbkreis ln 180° getheilt, hier¬
von fallen 90° vom Aequator bis zum Nord- und 90° bis zum
Süd-Pol.
H 20. Die Ziehung jener und aller andern Linien kann
am Erdball selbst nicht ausgeführt werden; aber das Gedan-
kcnbild des Mathematikers von der Erde enthalt sie, und hier
bilden sie ein Netz, das die Erde umspannt. Auf künstlichen
Erdkugeln (Globen) so wie auf den Grundrissen einzelner
Theile der Erdoberfläche, d. i. auf Landkarten werden sie
wirklich gezogen. Jp das Netz, was die Linien auf den künst¬
lichen Globen und den Karten bilden, müssen alle Orte unter
derselben Länge und Breite eingetragen werden, die sie in der
Natur einnehmen.
§. 21. Die Lange und Breite eines Ortes auf dem wirk¬
lichen Erdbälle aber kann nur durch astronomische Beobach¬
tungen und Berechnungen gefunden werden. Die bequemsten
Erscheinungen am Himmel zur Bestimmung der Länge eines
Ortes sind die Mondfinsternisse, die Bedeckung des
nächsten Jupitcrmonds, die Sonne selbst, und der Abstand
des Mondes von einem Fixsterne, dessen Länge und Breite
bekannt ist. Auch werden genau gehende Uhren dazu gebraucht.
Die Breite wird nach dem Stande des Polarsterns und
Nach dem mittäglichen Stande der Sonne berechnet.
§. 22. Gleichlaufend mit dem Aequator werden die P a-
val lelkre ise um den Erdball gedacht und auf Abbilder ge¬
zogen. Ihre Zahl ist unbestimmbar. Sie durchschneiden alle
Meridiane und vollenden mit diesen das mathematische Netz.
Ihr Durchschnittspunkt im ersten Meridian gibt die Breite
jedes Orts an, den sie durchziehen.
$. 23. Die Parallelkreise theilen die Erdoberfläche nach
Erleuchtung und Wärmegraden. Durch die beiden Wende¬
kreise (des Krebses und des S t e i n b o ck s) und die bei-
den Polarkreise zerfällt sie in 5 Erdgürtel (Zonen), die
warme, die beiden gemäßigten und.die beiden kalten;
und gleichfalls durch Parallelkreise in geographische